Das Olma-Dilemma
In knapp 2 Wochen darf ich mitentscheiden, was mit der Olma passiert. Ich bin nicht sicher, ob das eine Bürde oder ein Privileg ist. Denn noch habe ich für mich nicht entschieden, welchen Knopf ich am 13.9.2022 drücken werde. Vielleicht wollen mir die Lesrinnen und Leser dieses Blogs helfen 😉
Bislang sind es vor allem Emotionen, mit denen die Olma spielt. Die Verbundenheit, die Tradition, das Säulirennen, das Netzwerken in der Halle 4/5, die spontanen Treffen und alte Bekanntschaften…
Die sind einiges wert, unbestritten. Persönlich verbinde ich mit der Olma aber keine all zu grossen Emotionen. Es kann gut sein , dass ich in einem Jahr hingehe oder in einem anderen Jahr sowohl auf einen Besuch von Olma als auch Offa verzichte. Es ist mir einfach nicht wichtig.
Jetzt vertrete ich im Stadtparlament natürlich nicht mich, sondern all diejenigen, die mich gewählt haben. Darunter sind viele Leute, die sehr wohl Olma mit Emotionen verbinden. Ich kann das Argument „Emotionen“ also nicht einfach beiseite schieben.
Dann gibt es aber auch noch wirtschaftliche Aspekte. Wertschöpfung, Arbeitsplätze sowohl direkt wie auch indirekt. Es bestehen aber auch Verbindlichkeiten von rund 130 Millionen gegenüber den Banken und die Stadt soll das im Jahr 2020 gesprochene Darlehen von 8.4 Millionen den Olma-Messen schenken (so oder so, egal ob die Olma-Messen eine AG wird oder nicht)
Ich stehe also vor der Situation, in der ich Emotionen und wirtschaftliche Aspekte auseinandernehme und schauen muss, dass ich den Besten oder zumindest einen guten Entscheid fälle.
Da habe ich einfach noch Fragen.
- Was passiert genau, wenn die Olma in Konkurs geht. Was machen die Banken? Was passiert mit dem Bau der Olma Halle 1? WIe werden die Bankkredite getilgt? Einiges dazu steht zwar in der Vorlage, aber ich muss zugestehen, so richtig verstanden habe ich es nicht
- Wer von den heutigen Genossenschaften macht bei der Umwandlung mit und wer steigt aus. Im St.Galler Tagblatt gibt es positive Signale von Schützengarten, aber auch vertröstende Worte von den Banken, die mit 29% beteiligt sind. Von der Landwirtschaft, die doch 17% hät liest man im Artikel des Tagblatts nicht. Es ist also nicht so, dass da eine überschwängliche Euphorie herrscht.
- Klar, mehrere 100 Kaufabsichtserklärungen sind bei den Olma-Messen bereits eingetrudelt. Ich gönne es ihnen. Bei einem Kaufpreis von 1100 CHF und einem Wer von 1000 CHF machen mehrere Hundert aber noch keine Million aus. Es fehlen also sicher noch 19
Und es gibt noch ganz viele andere Punkte, die mich unsicher machen. Was beduetet eine Zahlungsunfähigkeit oder ein Konkurs für die Stadt (in Zahlen)? Sehen wir uns am Ende mit Forderungen von 100 Millionen konfrontiert?
Was passiert, wenn das erforderliche Aktienkapital nicht eingenommen wird? Kommen dann erneut Forderungen auf die Stadt zu?
Wie sieht es aus, wenn das Eigenkapital für die Zukunft nicht ausreicht? Wer stockt das Kapital dann auf? Stadt und Kanton? oder machen die anderen Aktionäre das Spiel mit und investieren nochmals? Gibt es schon Anzeichen, dass sich Genossenschafter bei einer AG Gründung zurückziehen werden? und und und
Es ist also nicht so, dass wenn das Stadtparlament am 13. September Ja sagt, dass dann alles in bester Ordnung ist. Einerseits muss auch der Kanton noch Ja sagen (für ihn handelt es sich im Verhältnis um einen eher geringen Betrag) und andererseits sind da die Genossenschafter und Banken, die ebenfalls zustimmen müssten, damit die Olma-Messen ihr Finanzierungsziel erreichen.
Und dann ist da noch die Zukunft. Wenn es den Olma-Messen läuft, dann kann das gut gehen. Läuft es ihnen jedoch nicht, dann sitzt die Stadt als voraussichtlich grösste Einzelaktionärin und Liegenschaftsbesitzerin mittendrin in einem neuen Dilemma und ich wage zu behaupten, dass das dann ganz grosse Kacke sein wird.
Ich habe jetzt ein paar Gedanken getippt, die mich beim Traktandum 3 beschäftigen. Noch hat die vorberatende Komission nicht getagt. Einige meiner Fragen habe ich dort deponiert und ich bin gespannt auf die Antworten. Vielleicht helfen sie mir weiter. Eines aber ist sicher. Die Emotionalen Gründe alleine werden für mich nicht ausreichen. Dafür sind mögliche Konsequenzen für die Stadt zu hoch.
Und noch zum Schluss. Die Art wie die Vorlage geschreiben ist, erachte ich nicht als gewinnbringend. Sie ist sehr einseitig und drückt dich regelrecht in ein Ja, weil sie keine Optionen beinhaltet, sondern ein absolut negatives Bild malt, wenn man sich für ein Nein entscheidet. Sie ist das berühmte Messer am Hals oder um ein anderes geflügeltes Wort zu verwenden „Vogel friss oder stirb“. Das mag ich nicht sonderlich und wird auch bei einem Ja haften bleiben. Genau so die Vorlaufzeit von knapp 6 Tagen von der Ankündigung bis zur vorberatenden Komission. Das reicht nicht bei einem solchen Geschäft, noch sind wir ein Milizparlament, das für einige Hundert Fränkli im Jahr vor solchen Entscheidungen steht 😉
Ich verbinde auch Emotionen mit der Olma, würde aber nie im Leben eine Aktie erwerben, da die Finanzen und Zukunft nicht klar sind. Ich habe mir ähnliche Überlegungen gemacht wie du in deinem Blogbeitrag geschrieben hast. Wenn ich mich recht erinnere, hiess es im 2020, dass kein weiteres Geld für das Überleben der Olma benötigt wird und diese somit gerettet ist. Wurde da der Steuerzahler bewusst angelogen?
Ich hoffe das sich die (Haftungs-)fragen betreffend Konkurs klären und der Bürger darüber transparent orientiert wird!
Nein, angelogen hat man uns nicht.
Es gab die 3 Szenarien. Der Stadtrat hatte damals erwähnt, dass wenn das Szenario 3 eintritt, es weitergehnde finanzielle Massnahmen braucht.
Das war damals eigentlich schon absehbar. Nur wollte es wie so oft niemand hören
https://kurzverbloggt.ch/das-messer-am-hals/