Der Kanton im Autowahn

Wenn es um neue Autobahnen oder Ein- und Ausfahrten geht, dann spricht man in der Stadt St.Gallen eigentlich immer von der 3.Röhre, dem Anschluss Güterbahnhof und/oder vom Liebeggtunnel. Diese 3 Vorhaben kann man unter der Engpassbeseitigung zusammenfassen. Ich denke, das ist den allermeisten soweit bekannt.

Nun gibt es aber im Kanton St.Gallen, oder weiter gefasst, in der gesamten Ostschweiz noch weitere Projekte, Ideen oder bereits beschlossene Bauten. Ich möchte hier mal kurz auflisten, was der Kanton resp. die Ostschweiz so auf der Pendenzenliste hat. Die folgenden Punkte hat er in seiner Vernehmlassungsantwort „Ostschweizer Strassenanliegen berücksichtigen“ kommuniziert

Das ist aber noch nicht alles. Denn es sind weitere Projekte geplant oder es wurden bereits die ersten Hürden gemeistert.

Ein ganzer Blumenstrauss von Strassen, die der Kanton selbstverständlich allesamt innert nützlicher Frist gerne realisiert hätte. Man darf sich durchaus auf den Standpunkt stellen, dass die Ostschweiz etwas vernachläsigt wurde. Ich behaupte, zum Glück wurden wir vernachlässigt. Jetzt müssen wir (hoffentlich) nicht mit diesem 60er Jahre Denken leben und können uns darauf konzentrieren, was wirklich Sinn macht. Kosten, über den Daumen gepeilt: mind. 4 Milliarden fürdas Wunschprogramm (verteilt auf mehrere Involvierte)

Dazu braucht es aber von Bund und Kanton eine umfassende Analyse der Verkehrsflüsse und wie sie in Zukunft ausschauen sollen. Denn man kann auch lenken anstatt nur auszubauen und dadurch mehr Verkehr anzuziehen.

Es braucht meiner Meinung nach eine umfassende Sichtweise. Denn ein Anschluss Witen hat auch Auswirkungen auf die Stadtautobahn durch St.Gallen. Ein Zubringer Appenzellerland hat ebenfalls Einfluss auf den Anschluss Güterbahnhof. Eine BTS beeinflusst den Verkehr auf der A1 zwischen Winterthur und Rorschach. Die BTS betrifft aber auch den Anschluss WIl West.

Als einen Sonderfall erachte ich die A15-Gaster. Uznach ist tatsächlich ein stark betroffenes Gebiet. Und ich würde ihnen wirklich eine verkehrstechnische Entlastung gönnen. Hier braucht es aber eine echte seriöse Abklärung. Denn die Linthebene mit dem Kaltbrunner Riet musste bereits in der Vergangenheit arg leiden und die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) hat erst vor kurzem wieder bestätigt, dass die vorgesehene Linienführung zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des Naturschutzgebiets Kaltbrunner Riet führt. Den Kanton scheint das allerdings weniger zu kümmern. Er gibt dieses Projekt nicht einfach so auf, sondern arbeitet trotz der schwierigen Ausgangslage an neuen Varianten für den Abschnitt Grynaustrasse bis Rotfarb.

Ihr seht, da herrscht irgendwie Aufbruchstimmung. Das zu einer Zeit, in der man eigentlich eher in Abbruchstimmung sein müsste. Noch mehr Strassen, noch mehr Land versiegeln, Landschaft zerschneiden und den Verkehr richtiggehend herauf zu beschwören, ist eigentlich nicht opportun, eigentlich sogar ein absolutes NoGo!