Ein neues Kapitel im Buch der Kantonsbibliothek…
… und schreiben möchte es die FDP des Kantons St.Gallen.
Sie hat im Kantonsparlament einen Vorstoss mit dem eher harmlos wirkenden Titel „51.24.37 Kantonale Bibliothekslandschaft – regional ausgewogen“ eingereicht.
Wer hat schon etwas gegen regionale Ausgewogenheit?
Doch der Titel trügt, der Inhalt hat es in sich. Es geht nämlich nicht um die regionale Ausgewogenheit, sondern der Vorstoss zielt direkt auf die geplante Kantonsbibliothek in der Hauptstadt:
… ist zudem schwergewichtig auf die Kantonshauptstadt (Standort Union) ausgerichtet und bringt für die weiteren Regionen im Vergleich zum Status quo nur einen geringen Nutzen bzw. ist ein solcher, Stand heute, nicht ersichtlich
Dazu möchte ich eigentlich nur das St.Galler Bibliothekengesetz erwähnen. Das schreibt in Artikel 7 vor: „Der Kanton führt in der Stadt St.Gallen die Kantonsbibliothek.“
Befürchtet wird auch, dass der St.Galler Stadtrat diese, auch durch den Kanton finanzierte, Investition als Zentrumslast ins Feld führen würde.
Das nennt sich übrigens Sachpolitik ala FDP. Man spürt, der bürgerliche Teil im Kantonsrat spürt sich nur noch bedingt, seit er seine Mehrheit noch weiter ausbauen konnte. Aber da müssen wir jetzt mind. 4 Jahre durch.
Nun noch zu den Fragen, die die FDP-Fraktion an die Regierung stellt:
Wie steht die Regierung einer Neuauflage der Vorlage, einem alternativen Standort in der Stadt St.Gallen oder einer Dezentralisierung der Kantonsbibliothek gegenüber?
Kann man machen. Insbesondere so kurz vor dem planerischen Finish und der bevorstehenden kantonalen Abstimmung. Wenn es dann mal wieder um Sparen geht und die FDP am Lautesten darüber proklamiert, wie der Staat unnötig Geld verpulvert, dann erinnern wir uns an die von der FDP explizit geforderte Planungsleiche Kantonsbibliothek
Wie beurteilt die Regierung die Entwicklung der Digitalisierung des Bücherangebots? Würde dies allenfalls – im Sinne der FDP – zu einer Redimensionierung des Bauprojekts führen? Oder wäre sogar die Nutzung bestehender Räumlichkeiten (z.B. Hauptpost) dadurch möglich?
Über diese Frage freue mich mich. Wurde sie doch bisher noch von keiner Menschenseele gestellt…. (Ironie Off). Zum Standort Hauptpost habe ich vor 3.5 Jahren übrigens im Stadtparlament auch schon nachgefragt
Wäre die Regierung bereit, das Bibliotheksgesetz zugunsten einer verstärkten Regionalisierung anzupassen?
Und hier möchte ich eigentlich gar nichts dazu sagen, ausser vielleicht, dass das Gesetz bis heute vermutlich genau einmal wirklich zum Tragen kam. Nämlich damals als man beschlossen hatte, die Planung der Kantonsbibliothek zu starten.
Ich freue mich auf jeden Fall auf die Antwort der Kantonsregierung. Spannend wird auch sein, wie die städtische FDP (mit Vertretung im Kantonsparlament) reagiert. Ist die FDP gespalten oder rennt sie den Taktgebern der Fraktion hinterher? Mich wundert die Interpellation nicht, ich halte sie nur für völligen Blödsinn. Gerade weil die Abstimmung im Kanton vermutlich nicht mehr all zu lange auf sich warten lassen wird.