Eine Mauer und ein kombinierter Fuss/Radweg

Vielleicht könnt ihr euch noch an die 155m lange und 3.5m hohe Mauer an der St.Josenfenstrasse erinnern. Der Kanton hat diese Mauer als Lärmschutzmassnahme im Juli 2022 vorgeschlagen. Inzwischen ist der Mitwirkungsbericht online und das Tiefbauamt geht darin auf mögliche Alternativen ein.

Die Massnahmen zum Lärmschutz wurden jeweils alle geprüft. Eigentlich müsste der Verkehrslärm an der Quelle reduziert werden. Leider kommt der Kanton zum Schluss, dass weder eine „Flüsterbelag“ noch eine Temporeduktion in Frage kommen.

Es bleibt die Lärmreduktion durch die Reduktion auf dem Ausbreitungseg, sprich die Mauer kommt.

Warum komme ich darauf?

Ich hatte das Mauer-Projekt aus den Augen verloren. Erst heute bin ich wieder darauf gestossen, als ich eine öffentliche Ausschreibung gelesen habe.

In dieser Ausschreibung geht es um die Südseite der St.Josefenstrasse, die einen kombinierten Rad- und Gehweg bekommen sollen. Das Vorhaben liegt in grossen Teilen genau vis a vis der geplanten Schallschutzmauer

Quelle: Plan Nr. 02.04-1, Situation Lärmschutzwand(423 kB, PDF)

Quelle: Simap Ausschreibung (grob geschätzt gemäss Beschreibung)

Was ist hier aus meiner Sicht falsch gelaufen?

  • Einerseits verzichtet man auf die effizienteste und vermutlich kostengünstigste Variante der Temporeduktion auf der Südseite
  • Gleichzeitig macht man auf der Nordseite den selben Fehler wie fast überll. Man zwängt Radfahrer und Fussgänger gemeinsam auf das Troittoir

Warum halte ich es für falsch, dass Fussgänger sich gemeinsam ein Troittoir teilen müssen? Ganz einfach, Velofahrer sind heute nahezu gleich schnell wie Autos. Der Temounterschied zwischen Fussgänger und Velo ist zu hoch. Velo gehören auf die Strasse. Dafür sollen sie eine eigene Fahrspur bekommen. Wenn sie sich Fussgänger und Velos das Troittoir teilen, dann müssen beide Nachteile in Kauf nehmen, während die Autos freie Fahrt haben. Das alte Spiel mit der Bevorzugung des MIV!

Wir sind halt noch lange nicht soweit, dass wir vom MIV Einschränkungen einfordern. Im Gegenteil, wir bauen teure Mauern (3.5 Meter HOCH!) damit der Verkehrslärm nicht bei den Anwohnern ankommt und pferchen Velo und Fussgänger auf eine minimale Breite eines Troittoirs. Sollen die doch selber schauen, wie sie aneinander vorbeikommen, Hauptsache der Blechkarossenverkehr wird nicht gestört.

Das macht mich insofern wütend, weil es viel, sehr viel Geld kostet. Man bekommt oft einfach das Gefühl, Velowege dienen ausschliesslich dazu, den MIV möglichst nicht zu stören. Ich freue mich auf den Tag an dem man erkennt, dass die Strasse eben nicht dem MIV alleine gehört, sondern dass er ihn mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen muss. Alles andere ist wirtschaftlich und auch ökologisch der völlig falsche Weg.