Einheitsspitex – Ein Kommentar

Die neue Einheitsspitex ist unter enormen medialen Druck geraten. Sehr viele Mitarbeiter:innen haben die neue Organisation verlassen. Wie viele es wirklich sind, müssen wir offenlassen. Es kursieren unterschiedliche Zahlen und was dazu kommt, wir wissen nicht weshalb.

Die Einheitspitex hat eine intensive Vorgeschichte mit vielen Diskussionen und wurde letztlich durch das Stadtparlament abgesegnet. Wir alle wissen, dass Betreuung und Pflege ein intensiver Job ist. Die demographischen Verhältnisse sorgen dafür, dass die Arbeit der Spitex immer intensiver und wichtiger wird. Es müsste uns allen ein echtes Anliegen sein, dass wir über eine effiziente und gut funktionierende Organisation verfügen, die diese Arbeit übernehmen kann.

Die Art der medialen Aufarbeitung der vielen Abgänge ist jedoch kontraproduktiv. Sie bringt Unruhe in die Öffentlichkeit, sie verunsichert die Patienten, die Angehörigen und die verbliebenen Mitarbeiter:innen. Die Suche nach dringend notwendigem Personal wird zusätzlich erschwert, weil die mehrheitlich subjektive Berichterstattung kein gutes Licht auf die Einheitsspitex als Arbeitgeber wirft.

Es war uns allen bewusst, dass eine solche tiefgreifende Umorganisation kein Zuckerschlecken wird. Und es braucht eine Aufarbeitung und mit Sicherheit auch einige Anpassungen, damit die Ziele erreicht werden. Das bedingt aber auch Vertrauen und Geduld von allen Seiten.
Ich will «meine» Stadträtin Sonja Lüthi nicht in Schutz nehmen. Die Geschäftsführung steht ebenfalls in der Pflicht, die Schwierigkeiten zu beseitigen und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Auch hier vermisse ich eine transparente Kommunikation

Ich begrüsse es sehr, wenn alle gut hinschauen und die Öffentlichkeit informieren, auch über Missstände, unbedingt! Ich erwarte aber auch, dass man objektiv und und sachlich bleibt. Das erwarte ich vom Stadtrat, der Geschäftsleitung, den Mitarbeiter:innen, den Personalvertretungen und nicht zuletzt vom St.Galler Tagblatt.

Unterzeichnet
Marcel Baur, Präsident der Grünliberalen Stadt St.Gallen, Mitglied des Stadtparlamentes

Dieser Text wurde am 20.4.2021 auch als Leserbrief beim St.Galler Tagblatt eingereicht