Engpassbeseitigung – Das Messer am Hals
Der Titel der Pressemitteilung des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) tönt zuersteinmal wenig beutsam:
Nationalstrassen: Bundesrat verabschiedet Zahlungsrahmen für Betrieb und Unterhalt und Vorschläge für punktuelle Erweiterungen
Pressemitteilung ATSRA
Im Inhalt stellen die Ostschweizer fest, dass es bei den pinktuellen Erweiterung auch um die Stadtautobahn geht. Konkret um die 3. Röhre Rosenbergtunnel
Die Planung der fünf Projekte N1 Wankdorf – Schönbühl, N1 Schönbühl – Kirchberg, N1 Rosenbergtunnel in St. Gallen, N2 Rheintunnel in Basel und N4 Fäsenstaubtunnel in Schaffhausen ist weit fortgeschritten. Sie werden in den nächsten vier Jahren baureif sein.
Das ist jetzt soweit nicht unbedingt überraschend. Der Zündstoff aber liegt nicht direkt in der 3. Röhre, die bislang nur wenig thematisiert wurde. Nein, der Zündstoff liegt darin, dass diese 3. Röhre direkt mit dem Autobahnanschluss Güterbahnhof, dem Feldli-Tunnel und dem Liebeggtunnel verknüpft ist. Konkret, die Verfechter der Engpassbeseitigung haben stets klar gemacht, dass die 3. Röhre NUR DANN KOMMT, wenn auch der Anschluss Güterbahnhof gebaut werden kann!

Und ganz deutlich:

Die NZZ schreibt heute „Es profitieren die Agglomerationen von Bern, Basel und St. Gallen.“ – Das mag für Viele auf die 3. Röhre zutreffen, verkennt aber die Situation, dass gerade in der Stadt St.Gallen massiv mehr dahinter steckt als nur ein zusätzliches Loch.
Der Bund, der Kanton und die Appenzeller spielen hier mit verdeckten Karten und verschweigen die Zusammenhänge. Wir haben das Messer am Hals!
Es mag einige geben, die bei der Meldung gejubelt haben. Denen möchte ich an dieser Stelle gerne noch 2 kleinere Details mitteilen, die zum Nachdenken anregen sollen.
Der Anschluss Güterbahnhof ist so konzipiert, dass er ausschliesslich die Fahrt von und nach Zürich bedient. Eine Fahrt in Richtung Bodensee führt nach wie vor mitten durch die Stadt. Gemäss den Ideen aus dem Soundingboard muss dazu sogar die St.Leonhardsbrücke ausgebaut werden.
Eröffnet wird dieser Anschluss frühestens 2040, alss in rund 20 Jahren. Denkt ihr wirklich, in 20 Jahren sieht die Mobilität noch so aus wie in den letzten 50 Jahren? Kleiner Hinweis, die Firma Tesla, ich spreche nicht von den Elektroautos sondern vom autonomen Fahren, wurde 2003 gegründet, also vor 20 Jahren! Wir müssen bei Kosten von vermutlich über 1.3 Milliarden zwingend nochmals über die Bücher und die Autofetischisten sollten sich ebenfalls Gedanken machen, wie unsere Mobilität in Zukunft aussieht. Dann merken sie hoffentlich, dass wir mit diesem Ausbauschritt das Geld wortwörtlich „verlochern“ 😉
Warum steht eigentlich St.Gallen und Appenzell auf einmal beim Strassenausbau an erster Stelle, aber beim Bahnausbau passiert (zumindest bis 2035) so gut wie nichts?
Das hat mehrere Gründe.
In erster Linie vermute ich das ausserordentlich gute Netzwerk der Autolobby in unserem Kantonsrat.
Ein weiterer Grund ist das zweischneidige Schwert NAF (Nationalstrassenfond) der so prall gefüllt ist, dass es niemandem wehtut. Er ist zweckgebunden, was einerseits korrekt ist, andererseits aber auch störend wirkt, wenn man die finanziellen Lücken bei der Altersvorsorge anschaut.
Mit den „richtigen“ Leuten und einer gut gefüllten „Kriegskasse“ bekommt man sehr viel hin. Zumindest auf der Strasse.