Grazie Gracia

Ja, ich sage danke Giuseppe Gracia. Und zwar weil du dich mit dieser St.Galler Posse selbst demaskiert hast. Dein offener Brief bestätigt letztendlich, dass es dir nur um Selbstdarstellung geht.  Du bezeichnest dich selbst als Opfer, das durch den Gesinnungs- und Toleranztest gefallen ist. Mit keinem Wort erwähnst du, dass du die Intoleranten auch gerne mal pauschal als „linksliberalen Mainstream“ oder eben als „Kalifat“ bezeichnest. Da könnte man ja auch selber auf die Idee kommen, dass man beim „Kalifat“ nicht besonders gern gesehen wird. Nein, es geht hier nicht nur um Homophobie, Abtreibung und anderen christlichen Kram. Es geht um pauschal unterstellte Meinungsdiktatur, die du anderen vorwirfst. Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass andere der Meinung sind, dass deine Meinung nicht gefragt ist.

Die Adventszeit, mit den von Künstlern dekorierten Fenstern, ist der falsche Rahmen für dich. Dazu hast du meiner Meinung nach ein zu eingeschränktes Weltbild. Weihnachten  ist (auch für Atheisten und Teilzeit-Christen) eine Zeit von Besinnung, von Annäherung, von Solidarität und Verständnis für Menschen die anders sind als du und ich. Deshalb passt du nicht in diese Veranstaltung.

Es steht dir und Sam übrigens frei, in den restlichen Monaten 1, 2 oder 10 Lesungen im Splügen oder Splügeneck abzuhalten. Dann müssen es auch keine Weihnachtsgeschichten aus der Literatur sein. Dann darfst du auch aus deinen Büchern vorlesen.

Ich kann mich erinnern, dass du dir am Meinungsfreiheits-Podium der Ostschweiz gewünscht hast, dass Menschen wieder wie im Mittelalter (Scholastik) debattieren. Anscheinend hast du diesen Wunsch schon wieder vergessen. Ansonsten hättest du vor deinem offenen Brief nämlich die Haltung des Vereins reflektiert und erst dann in die Tasten gehauen.

Es ist übrigens wirklich nicht nett, wenn man dir die Absage via Drittperson zukommen lässt. Es ist aber auch nicht nett, eine Lesung zu organisieren ohne den Verein vorher anzufragen. Und es ist auch nicht nett, einen offenen Brief zu schreiben, der dem Leser vorenthält, was unter euch abgelaufen ist. Hauptsache du konntest deine Meinung ohne Gegenrede öffentlich äussern.

Der offene Brief wurde auf die Ostschweiz veröffentlicht.
Das angesprochene Podium lässt sich auf Soundcloud nachhören 
Und die Angesprochene Posse könnt ihr beim Tagblatt nachlesen