Intelligente Mobilität – Ein Streifzug durch die Verwaltung

Der Verkehr in der Schweiz ist bekanntlich ein grosses Thema gespickt mit Emotionen. Und weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir mit Hilfe von diversen technologischen Errungenschaften (anstelle von Teer und Beton) viel gegen einen möglichen Verkehrskollaps unternehmen können habe ich mich mal wieder auf die Suche gemacht. Was läuft denn in der Schweiz so alles rund um das Thema „Intelligente Mobilität“. Hier mein Streifzug durch die Tiefen der Verwaltungswebseiten:

Begonnen habe ich beim ASTRA und siehe da, es gibt eine Informationsseite mit dem Titel: „Intelligente Mobilität“. Super denke ich mir, doch bei der Lektüre fällt mir auf, dass sich die Inhalte beinahe ausschliesslich um autonomes Fahren drehen. Andere Ansätze findet man kaum oder sie sind 5 oder mehr Jahre alt.
Die letzte Medienmitteilung zu „Intelligenter Mobilität“ stammt aus dem Jahr 2018!) Eine digitale Ewigkeit!

Aber es besteht Hoffnung, denn auch das UVEK hat anscheinend eine Informationsseite mit dem Titel „Zukunft Mobilität Schweiz“ – Der Link aber führt dann auf eine Fehlerseite

Nicht gerade glücklich, wenn es um digitale und zukunftsorientierte Themen geht. Vielleicht komme ich aber via normale Navigation auf der Webseite des UVEK zu meinen Informationen.

Beim Öffnen der Navigation sehe ich aber direkt noch keine Informationen zum Thema. Ich muss mich also durch die Einträge klicken, hinter denen ich meine Infos vermute.
Ich kann es vorwegnehmen, ich habe ausser Teer und Beton nichts gefunden.

Dafür gabe es unter „Verkehrsperspektiven„einen Link zum ARE (Bundesamt für Raumentwicklung) und ich lande auf einer Seite mit dem Titel „Schweizerische Verkehrsperspektiven 2050: Schlussbericht“ – Leider gibt es auch hier keine Infos zur intelligenten Mobilität. Einzig ganz unten gibt es einen Link auf einen Schlussbericht „Volkswirtschaftliche Auswirkungen der Digitalisierung in der Mobilität“ aus dem Jahr 2021

Da bin ich in einer Sackgasse gelandet. Weder beim ASTRA, beim UVEK oder ARE findet man direkt irgendwelche Informationen was in Sachen Intelligente Mobilität läuft. Dafür haufenweise Links auf die bereits erwähnten „Teer und Beton-Projekte“

Ganz aufgegeben hab ich noch nicht. Vielleicht findet man ja in den Medienmitteilungen des ASTRA Hinweise auf Intelligente Mobilität. Auch da, leider Fehlanzeige (ich habe nur bis Anfang 2023 gesucht).

Vielleicht ist es jetzt Zeit zu erklären, was ich denn unter Intelligenter Mobilität verstehe:

  1. es ist heute technisch überhaupt kein Problem, den Verkehr in Echtzeit zu überwachen. Mit einer guten Datengrundlage ist es auch problemlos möglich zuverlässige Vorhersagen über die kurzfristige Verkehrsentwicklung zu treffen. Es gibt dazu zwar ein OpenData-Portal, allerdings ohne historische Daten, die durchaus sinnvoll wären.
  2. Neben dem IST-Zustand können durchaus auch längerfristige Verkehrsprognosen (Monate, Jahre) unter Einbezug verschiedener Faktoren erstellt werden. Das fehlt mir gänzlich und es gibt auch keine Hinweise, dass dies passiert
  3. Weil Punkt 1 und Punkt 2 so nicht abrufbar sind fehlen auch dynamische Verkehrsmodelle. Verkehrsmodelle, die den IST-Zustand in Echtzeit darstellen sowie Planspiele für die Zukunft. Was passiert mit dem Verkehr, wenn eine AUsfahrt gesperrt ist, wenn ein Tunnel gesperrt werden muss, wenn eine neue Autobahnein- oder Ausfahrt geplant wird usw.
    Heutige Verkehrsmodelle sind absolut statisch. Sie basieren insbesondere in den Kantonen und Gemeinden auf Zählstellen und statistischen Hochrechnungen.
  4. Wer das zu aufwendig findet, der kann intelligente Mobilität gerne auch auf einem tieferen Niveau haben.
    Beispiel automatische Tempoanpassungen in den Städten. Heute gibt es nur T50 oder T30. Punkt
    Warum diskutiert man nicht über automatische Tempi? Verkehrsaufkommen, Tages- und Nachtzeit, Wochenende, Werktags usw. Nein, es gibt nur Schwarz/Weiss – technisch Null Problem so etwas umzusetzen
  5. Dann die Lichtsignalanlagen. Die sind ebenso statisch. Klar, man hat gewisse „Wenn-Dann“-Funktionen integriert. Echtzeit Verkehrsdaten (zum Beispiel von 2 oder 3 vorangegenagen Lichtsignalen) fliessen nicht in die Rot-Grün-Phasen ein.

Um zu verdeutlichen, dass beim ASTRA nicht wirklich etwas in Richtung Intelligente Mobilität läuft (zumindest für mich nicht erkennbar) nehme ich die auf dem OpenData-Portal zur Verfügung gestellten Datensätze und schaue, ob es dafür Umsetzungen oder Beispiele (sogenannte Showcases) gibt:

Lichtsignalanlagen (Strassenverkehr) – statische Daten
Keine Showcases oder Anwendungsbeispiele – Es gibt keine Anwendungen für diesen Datensatz

Verkehrsmeldungen (Strassenverkehr)
Keine Showcases oder Anwendungsbeispiele – Es gibt keine Anwendungen für diesen Datensatz

Lichtsignalanlagen (Strassenverkehr) – Echtzeit
Keine Showcases oder Anwendungsbeispiele – Es gibt keine Anwendungen für diesen Datensatz

Verkehrszähler (Strassenverkehr) – Echtzeit
2 Showcases:
– Abfahrtsanzeigen für den öffentlichen Verkehr auf map.geo.admin.ch
– Digital Twin (Eine Echtzeitüberwachung des Verkehrs für die Stadt Genf)

Verkehrszähler (Strassenverkehr) – statische Daten
1 Showcase:
– Abfahrtsanzeigen für den öffentlichen Verkehr auf map.geo.admin.ch

Ziemlich bescheiden was so mit den Daten alles angestellt wird.

Mein Fazit zur heutigen Recherche „Intelligente Mobilität“

Entweder man will keine intelligente Mobilität oder man weiss nicht was man mit den Daten anfangen soll. Gut möglich aber auch, dass bereits einiges läuft. Dann aber will man das nicht öffentlich zeigen oder gar zugänglich machen.
Für die Bevölkerung bedeutet das nichts anderes als: Wir wollen Teer und Beton. Das hat uns die letzten 50 Jahre durch den Verkehr geführt und wird es auch in Zukunft tun. Das Geld für den Ausbau oist vorhanden, für intellgente Mobilität reicht es dann aber nicht mehr….

Mals schauen, ich war jetzt so enttäuscht von der kleinen Recherche auf Stufe Bund, das ich mir für Kanton und Städte keine grossen Hoffnungen mache. Vielleicht nehme ich dann später nochmal einen Anlauf.

Ich bin aber auch ehrlich, es gibt durchaus Bestrebungen beim Bund. Blöd nur, dass man die nicht einfach so findet. Man muss schon tief graben 😉