Kanton St.Gallen – Panik wider besseren Wissens?
Gerade erst hat die Regierung des Kantons St.Gallen mehrere Vorstösse zum Thema „Wie weiter nach dem Nein zu den Nationalstrassen“ beantwortet.
51.24.90 Engpassbeseitigung St.Gallen – wie weiter?
51.24.99 Für funktionierende Nationalstrassen im Kanton St.Gallen
Da stellt sich die Frage, wie sieht denn der Bund die zukünftige Verkehrsentwicklung auf den Strassen? Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hat die Eintwicklung bis ins Jahr 2050 informativ aufgearbeitet und stellt sie der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Da gibt es ein paar sehr sehr spannende Grafiken. Hier mal eine schöne Übersicht über die einzelnen Verkehrsträger:

Schaut man sich den MIV an, dann sinkt dieser bis 2050 um 5%, der Schwerverkehr um 2%. Dafür nimmt der Verkehr bei den Lieferwagen um beinahe 60% zu. Spannend auch, die Arbeitswege sinken um 13%
Wenn man dann bei der Strasse und dem MIV etwas genauer hinschaut, dannrechnet das UVEK bis 2050 mit folgenden Szenarien bei der Entwicklung Personenverkehr:

In den 3 Szenarien Basis, WWB (Weiter wie bisher) und NTG (Nachhaltige und individualisierte Gesellschaft) sinkt der Personenwagen-Verkehr Jahr für Jahr.
Einzig beim Szenarion ITG (Individualisierte Gesellschaft) belibt er konstant resp. verzeichnet einen leichten Zuwachs von run 0.4% gegenüber 2025
Nimmt man also diese Szenarien des UVEK, dann fragt man sich zurecht, wieso soll der Verkehr kollabieren, wenn er doch Jahr für Jahr abnimmt!?
Es könnte ja sein, dass der Kanton St.Gallen ja anders tickt als der Rest der Schweiz. Aber auch zum Kanton St.Gallen hält das UVEK eine Prognose bereit:
Modalsplit 2025 (Szenario Basis): 50.5

Modalsplit 2050 (Szenario Basis): 45.6

Auch hier sinkt der MIV Anteil von 2025 bis 2050 deutlich!
Wenn wir nun dem Kanton zuhören, dann stehen wir kurz vor dem Verkehrskollaps. Noch schlimmer, wenn man den Kantonsräten vor ein paar Jahren zugehört hat, dann ist der Verkehrskollaps heute bereits Realität….
Eingetroffen sind die Horrorszenarien bislang allerdings nicht (max. an ein paar wenigen Tagen im Jahr) und das trotz der laufenden „kleinen“ Sanierung. Die grosse Sanierung folgt bekanntlich erst etwa 2037 (50 Jahre nach Inbetriebnahme der Stadtautobahn).
Man darf sich sehr wohl fragen, worauf sich der Kanton denn stützt, wenn der MIV in der ganzen Schweiz zurückgehen soll. In einem Punkt aber gebe ich dem Kanton recht. Es müssen Lösungen für die Sanierung der beiden Rosenbergtunnelröhren gesucht werden. Auch hier weiss der Bund, was alles getan werden könnte:
Bei Energie Schweiz gibt es ein ganzes Sammelsurium an Projekten. Unter anderem auch von privater Seite. Aber sind es nicht gerade die Parteien, die im Kantonsrat beim Thema Verkehr am lautesten nach dem Staat schreien, die ansonsten möglichst wenig Eingriffe seitens des Staates fordern?
Vielleich dämmert es dann endlich einmal, dass genau hier (wie auch beim Klimawandel und der Energiewende) riesige Chancen für die Wirtschaft entstehen.