Kapitulation
Ja, ich kapituliere vor der Aufgabe, für das Graffiti an der offenen Kirche eine unbefristete Bewilligung zu erkämpfen. Aber nicht ohne ein paar abschliessende Worte.
Zuerst das Erfreuliche:
Der Verein WirkRaumKirche lädt alle Unterstützer an ein Dankesfest am 9. November in die Offene Kirche ein: Details findet ihr auf der Webseite des Vereins https://www.wirkraumkirche.ch/
Ich weiss nicht, ob ich da anwesend sein werde. Im Moment habe ich absolut keine Lust. Aber das legt sich hoffentlich wieder 😉
Nun zu den Punkten, die mich derart wütend machen, dass ich mich in Zukunft aus dem Thema raushalte. Vorwarnung. Einige müssen sich nachfolgend ein paar harte Worte gefallen lassen.
Der Verein WirkRaumKirche:
Ihr seid nett, aber ihr müsst euch den Vorwurf gefallen lassen, etwas gar naiv an die Sache herangetreten zu sein. Mir stellt sich schon die Frage, weshalb ihr euch dazu habt drängen lassen, erneut eine befristete Bewilligung zu beantragen. Was hat euch der Denkmalschutz in den Gesprächen mitgeteilt? Wenn ich Aussagen wie:
„Die involvierte Denkmalpflege habe jedoch eine Zahl verlangt. Dieser Forderung kamen die Betreiber der Offenen Kirche entgegen. Doch in Riegers Worten schwingt eine leise Enttäuschung mit“
St.Galler Tagblatt
dann schwingt da schon auch etwas Enttäuschung mit.
Das städtische Amt für Baubewilligungen
Keine Ahnung, wie eure Abläufe sind. Ich frage mich nur, weshalb bereits beim ersten Baugesuch der Denkmalschutz eingeschaltet wurde. Vor rund 9 Jahren wurde das Gebäude aus dem Inventar der schützenswerten Bauten entlassen. Begründung:
Das Objekt wurde bei der letzten Revision des Inventars der schützenswerten Bauten ausserhalb der Altstadt 2010 nicht mehr berücksichtigt. Die Begründung lag vorwiegend in städtebaulichen Überlegungen, welche schon damals dieses Gebiet als wichtiges, innerstädtisches Entwicklungsgebiet von hohem öffentlichen Interesse vorsahen. Zudem wurde in dieser Zeit auch die ursprüngliche Nutzung aufgegeben, was den Fortbestand des Gebäudes unsicher machte.
Amt für Baubewilligungen, Mail
Ich bin mir sicher, dass das Gebäude den Schutz verloren hat, damit es dem Bauvorhaben Uni-Campus Platztor nicht in die Queere kommt. Man wusste also schon 2010, dass die letzten Jahre des Gebäudes gezählt sind. Trotzdem aber mischt sich da der Kanton ein und nötigt mit seiner Intervention den Verein WirkRaumKirche zu einem Rekurs. Hätten sie das nicht getan, hätte das Bild für einige tausend Franken übermalt und die Fassade wieder in den Ursprungszustand gebaut werden müssen.
Kann das städtische Amt für Baubewilligungen so etwas nicht alleine entscheiden? Muss da der Kanton mitreden?
Alle restliche involvierten Ämter
Ihr müsst euch den Vorwurf von sturen Paragraphenreitern gefallen lassen. Die Geschichte ist ein einziger Leerlauf, den letztlich der Steuerzahler finanzieren muss. Engstirnig und unflexibel sind noch nette Ausdrücke für das Verhalten (insbesondere das des kantonalen Denkmalschutzes). Es wäre so einfach gewesen, den 2400 Petitionären, der Stadt und dem Verein entgegen zu kommen und die Sache unbürokratisch zu erledigen. Aber nein, ihr legt noch einen drauf. Ihr fordert erneut eine zeitlich begrenzte Bewilligung, damit in rund 2 Jahren das Affentheater nochmals von Vorne los geht.
Die Medien
Ja, ihr habt sehr ausführlich berichtet. Ja, ich habe viel Präsenz erhalten und auch mein Blog wurde mehrfach erwähnt. Dafür bedanke ich mich.
Aber jetzt ist tatsächlich Fleisch am Knochen. Jetzt müsste man an der Geschichte arbeiten. Denn jetzt geht es nicht mehr nur um ein Bild, sondern jetzt geht es um Steuergelder und um bürokratische Leerläufe. Das ist euer Job!
Kleine Nachhilfe:
- Wer steckt da noch mit im Boot? Ist es der Sohn des verstorbenen Architekten?
Da muss sonst noch jemand Druck gemacht haben. - Was sagt das Amt für Denkmalschutz zu den Aussagen des Vereins, dass sie eine Zahl verlangt haben?
- Welche Begründung liefert das Amt für Denkmalschutz?
- Weshalb liegen die schriftlichen Begründungen nicht vor? Das Öffentlichkeitsgesetz mag zwar nicht zur Anwendung kommen, dennoch ist es eine Geschichte von öffentlichem Interesse
- Welche Rolle spielt die Stadt/Stadtrat als Eigentümer des Gebäudes. Musste Maria Papa in den Ausstand treten, was sagen die anderen Stadträte?
und es gibt noch viele offene Fragen. Ihr könnt euch jetzt aber wieder zurücklehnen und abwarten, bis euch wieder jemand eine Story liefert, auf die ihr aufsitzen könnt. Es wäre aber euer Job, hier tiefer zu graben und nicht einfach Aussagen abzutippen ohne sie zu hinterfragen.
Rückfragen könnt ihr euch ab sofort sparen. Es ist alles gesagt.
Zum Schluss
Es gibt viele Leute, die sich jetzt einfach mit der Situation abgefunden haben. Viele machen dabei jedoch auch die Faust im Sack. So richtig zufrieden kann eigentlich niemand sein.
Aber mir ist es jetzt egal. Ich habe mir den Ärger von der Seele geschrieben. Damit ist die Sache für mich erledigt. Ich erfreue mich noch solange an dem Bild, wie es halt noch für alle sichtbar ist.
Das Bild ist gut gemacht, meinen Geschmack hat es aber nicht getroffen. Wenn es also wieder weg kommt bin ich nicht traurig. Wenn es bleibt, auch egal.
Die Fassade wieder in den Ursprungszustand zurück versetzen heisst nach meinem Verständnis, die Farbe entfernen. Denn vor dem Bild war da keine Farbe drauf. Das Bild mit grauer Farbe überstreichen entspricht nicht dem Urzustand.
Im Hinblick auf das Bauvorhaben der Uni ist wirklich davon auszugehen, dass die alte Kirche wahrscheinlich weichen muss. Finde ich schade. Wenn sie also wirklich in ein paar Jahren dem erdboden gleich gemacht werden soll, kann man das Bild auch so lange noch belassen. Vorher noch weg machen? Schwachsinn.
Es ist und bleibt unbegreiflich, dass das Graffiti nicht bis Baubeginn belassen wird. Noch besser wäre, wenn die Fassade mit dem Bild in das UNI-Projekt integriert würde. Aber vielleicht muss der UNI-Neubau wie andere Neubauten in St.Gallen mutlos und langweilig daher kommen.
Mir gefällt diese Idee. Nur die Front, quasi, oder vllt gar ein Teil des Gebäudes an ein modernes, neues Bauwerk integrieren. Stadt, überlegt Euch das mal. Als einfach hunderte Liter Giftbrühe bereitsstellen zu wollen, um die Farbe abzuätzen.
Ihr seid nett, aber ihr müsst euch den Vorwurf gefallen lassen, etwas gar naiv an die Sache herangetreten zu sein. Da hat Marcel Baur vollkommen recht. Aber leider und wie üblich, habt ihr es besser gewusst und nicht
auf die Erfahrung von andern Menschen aufgebaut.
Freundliche Grüsse Rolf Kretzer
Was Willy Zimmermann geschrieben hat, bringt mich zum Nachdenken. Wie soll ich als ‚baulicher‘ Amateur wissen, ob das mir sehr gefallende Bild in einen Uni-Erweiterungsbau integriert werden könnte? Bauleute, die das Bild nicht mögen würden selbstredend mir ‚klarmachen‘, dass dies schlechthin nicht möglich sei, womöglich gar in bedauerlichem Unterton vorgetragen…ich weiss nur eines: wäre es ein ‚Leonardo‘, wäre jegliche Diskussion überflüssig!
Ich habe doch meine e-mail Adresse angegeben. Die dürfen Sie doch weitergeben, wenn Sie glauben es mache Sinn…W.Eisenbeiss
Ich gebe Mailadressen grundsätzlich nicht an Dritte weiter. Ausser sie wünschen das ausdrücklich.
In diesem Zusammenhang ist es nicht aber nicht notwendig, da sich niemand für Einzelpersonen interessiert hat