Kommentar zur Evaluation Videoüberwachung

Die Stadt hat heute den Evaluationsbericht zur Wirksamkeit der Videoüberwachung im öffentlichen Raum veröffentlicht. Der Bericht geht auf ein Postulat zurück, das 2014 im Stadtparlament eingereicht wurde.

Eigentlich wollte ich dazu einen Kommentar verfassen. Nachdem ich mich durch den Bericht geackert habe, war ich eher verwirrt als „aufgeklärt“. Viele Zahlen zu Anzeigen, Recherchefälle und registrierte Vorfälle scheinen nicht wirklich zu korrespondieren.

So werden beim Bahnhof im Jahr 2015 insgesamt 3 Vorfälle aufgeführt, im Diagramm zu Recherchefällen sind es jedoch 7 Vorfälle.
Zumindest hier hat die Stadtpolizei eine kurze Erklärung:

Die Videoüberwachung an den Standorten Brühltor-Passage, Bohl, Rathaus- und Bahnhofsunterführung wurde 2008 in Betrieb genommen. Die Anzahl registrierten Fälle sind im Bericht entweder im Fliesstext oder als Fussnote erfasst. Zusammengetragen ergibt sich folgendes Bild:

Beim Bahnhof (Rathaus- und Bahnhofsunterführung zusammen) wurden 2012, 2013 und 2014 keine Delikte erfasst. Am Marktplatz hingegen über 120! Etwas das ich kaum glauben kann. (Quelle: Bericht ab Seite 29)

Die Stadtpolizei hat mir zugesagt, die Zahlen zu kontrollieren und mir Bescheid zu geben.
Ohne weitere Erklärungen scheint mir der Bericht nicht wirklich tauglich. Selbsterklärend ist er auf jeden Fall nicht.

Eine dennoch bemerkenswerte Aussage findet sich unter Würdigung:

„Eine Reduktion des Kriminalitätsgeschehens, die ausschliesslich oder überwiegend auf den Einsatz der Videotechnik zurückzuführen ist, lässt sich bei den vier überwachten Orten in der Innenstadt nicht belegen. Zumindest beim Bohl liegt die Vermutung nahe, dass die Video- überwachungsmassnahmen keinen erkennbaren Einfluss auf die verübte Delinquenz haben. Auch der Nachweis eines signifikanten, ursächlich auf die Videoüberwachung zurückzuführenden Rückgangs der Kriminalität ist kaum zu erbringen.

und die Meinung des Stadtrates teile ich ebenfalls:

Der Stadtrat hält allerdings auch fest, dass die Videoüberwachung alleine nicht ausreicht: «Die Präsenz von Menschen und regelmässig durchgeführte Patrouillen der Polizei tagen vermutlich mehr zum Sicherheitsempfinden bei», teilt der Stadtrat mit.