Machen wir uns nackig, für die Wirtschaft

Das tolle Thema Datenschutz. Zu Beginn meiner „Politkarriere“ bei der Piratenpartei wurde noch über „belanglose“ Themen in Sachen Datenschutz diskutiert. Mittlerweile sind wir bei der biometrischen Erfassung von nichtsahnenden Passanten an Bahnhöfen angelangt. Nein, nicht die Überwachung durch den Staat um strafrechtlich relevantes Verhalten zu erfassen, zu verfolgen oder zu verhindern. Nein, wir sind definitiv bei kommerziellen Interessen von „privaten“ Unternehmen angelangt. Was früher noch Cumulus, Supercard und Swisspass mit Plastikkarten war sind heute der Augenabstand, die Lachfältchen, der Bart, die Brille oder die Blickrichtung. Wir wurden sehr oft ausgelacht, wenn wir bei solchen Diskussionen auf China verwiesen haben. Dabei sind wir heute nicht mehr weit davon entfernt. Dank den demokratischen Möglichkeiten haben aufmerksane Menschen dem Staat zwar immer wieder mal kleine Äste zwischen die Beine geworfen, aber beim Kommerz fast alles zugelassen. Wir bekommen nun zwar keine staatliche Bonuscard wie im autoritären China, dafür eine biometrische Shoppingcard von den SBB. Gut ist beides nicht.

Ich habe aber aufgegeben, mich öffentlich dagegen zu wehren. Der Grund ist, dass die Bevölkerung das leider gut findet. Sei es beim Staat, der damit Verbrechen aufklärt oder verhindert (wers glaubt wird seelig) oder bei „privaten“ Unternehmen weil das Eine oder Andere Schnäppchen winkt.

Wir wollen das, es ist doch gut und nein, China ist weit weg. Wirklich? Für diejenigen, die es noch nicht bemerkt haben. Wir schieben das „Ziel“ vor uns her. Wir merken erst dann das wir am Zil sind, wenn wir über den Klippenrand ins Meer stürzen. So wie die Lemminge.

Umso mehr bin ich froh, dass wir in der Stadt St.Gallen zumindest dem Staat verboten haben, biometrische Überwachung einzuführen. Aber gut schweizerisch übernehmen das jetzt die SBB an den Bahnhöfen. What else, es ist erwünscht…