Oha, Stadttempo 30 kommt!

Die Stadt führt insbesondere aus Lärmschutzgründen Tempo 30 ein, ZUSAMMEN mit dem Kanton. Etwas das in unserem brürgelichen Blechkarossen-Kanton alles andere als selbstverständlich ist. Und ja, es gibt sogar extra eine eigene Webseite dazu!

Ich will jetzt gar nicht auf jede einzelne der 4 Etappen eingehen, sondern vorerst nur die St.Josephenstrasse/Feldlistrasse erwähnen. Da war eigentlich eine 155m lange Lärmschutzwand vorgesehen. Das Mitwirkungsverfahren dazu wurde am 7. Juli abgeschlossen und hat im Nachhinein für einige Unstimmigkeiten gesorgt.

Ich gehe davon aus, dass diese Mauer jetzt vom Tisch ist, da der Abschnitt bereits in der ersten #Stadttempo-Etappe als Tempo30 Strecke vorgesehen ist:

Quelle: Webseite Stadttempo

Was auch mehr als bemerkenswert ist, die St.Leonhardsbrücke, die St.Leonhardstrasse und die Geltenwilerstrasse sind ebenfalls als Tempo30 Strecken auf der Karte zu finden! Man stelle sich vor eine HAUPTVERKEHRSACHSE und ein AUTOBAHNZUBRINGER und die Halsschlagader in die Innenstadt mit Tempo! Hätte ich das (habe ich das evtl. sogar?) vor einem Jahr vorgeschlagen, ich wäre (zusammen mit ein paar Anderen) einmal mehr auf dem verkehrspolitischen Scheiterhaufen gelandet 😀

Ich gehe aber davon aus, dass dies nur die Nacht betrifft. Tagsüber dürfte weiterhin Tempo 50 gelten. Etwas das andere Städte schon sehr erfolgreich umgesetzt haben. Zum Beispiel Lausanne

Quelle: Webseite Stadttempo

Parteien und Interessengruppen haben nun die Möglichkeit, sich bis zum 30. November im Rahmen einer Vernehmlassung dazu zu äussern.

Kleines Update an die Tempofetischisten

Weil in den Kommentarspalten einmal mehr reflexartig über das Vorhaben hergezogen wird (Schuld sind die Linken und Grünen) hier noch etwas zum Thema Lärm vom Bundesamt für Umwelt:

Verkehrslärm verursachte im Jahr 2019 in der Schweiz Kosten von rund 2’830 Millionen Franken. Diese setzen sich aus Gesundheitskosten und Wertverlusten von Liegenschaften zusammen. Der Strassenverkehr ist für gut 80% der Kosten verantwortlich.

Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Diese Kosten setzen sich so zusammen:

Lärmbedingte Gesundheitskosten: 1’569 Millionen Franken (55%) und Wertverluste von Liegenschaften: 1’261 Millionen Franken (45%)

Und wie die Lärmbealstung in der Stadt aussieht, kann man sich auf dem Stadtplan anschauen. Da gibts einige rote Flecken!

Und nochmals einen kleinen Nachtrag, weil ich auf einer der Folien eine Bemerkung habe:

Hier hätte Beat Rietmann ruhig darauf hinweisen können, dass der Bundesrat am 24. August dieses Jahres die Einführung von Tempo-30-Strecken erleichtern wird.

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 24.08.2022 beschlossen, dass die BehördenTempo-30-Zonen auf nicht verkehrsorientierten Strassen neu ohne Gutachten einrichten können.

Die Anpassungen der Signalisationsverordnung (SSV) sowie der Verordnung des UVEK über Tempo-30-Zonen und Begegnungszonen treten am 1. Januar 2023 in Kraft.

Das gilt dann ab dem 1.1.2023

Und ein letzter Nachtrag

Weil mir die ideologisch-links-grüne-Schwurbelargumentation gerade auf den Sack geht. Der Kanton St.Gallen hat den Lärmschutz schlicht ignoriert. Etwas das ich hier bereits 2020 kurzverbloggt habe. Jetzt macht er wenigstens zusammen mit der Stadt vorwärts. Und wenn sich die Tempofanatiker derart über Tempo 30 Strecken (nicht Tempo 30 Zonen!) ärgern, dann sollen sie eine Initiative starten, die den Artikel 74 der Bundesverfassung dahingehend anpasst, dass Tempo 30 Strecken als Lärmschutzmassnahme nicht zulässig sind. Dann kann der Bund auch die Verordnung zu den Lärmvorschriften anpassen.
Dass dann entweder der Steuerzahler die Kosten für Flüsterbeläge oder Schallschutzmauern übernimmt oder die Mieter und Hauseigentümer für Schallschutzfenster Geld abdrücken ist mir dann furzpiepegal