Parkierungslenkung mit Zukunft

Unter diesem Titel hat die Grünliberale Fraktion Ende November 2018 im Stadtparlament eine Interpellation eingereicht. Nun ist die schriftliche Antwort des Stadtrates da.
Um es vorneweg zu nehmen, eine Enttäuschung!

Wir konnten zwar nicht erwarten, dass unser Parkleitsystem aufgrund dieser Interpellation in irgendeiner Form neu gedacht wird. Der Grund ist, dass nicht die Stadt für das Parkleitsystem verantwortlich ist, sondern eine private Firma. Dennoch enttäuscht mich die Antwort des Stadtrates.

Wir schreiben uns Smart City auf die Fahne, wir wissen um die Probleme, die der Suchverkehr verursacht und wir kämpfen beinahe wöchentlich mit kruden und unbestätigten Aussagen zum Thema Parkplätze.
Das hier nicht endlich einmal mit offenen Zahlen gespielt wird, macht mich wütend. Wir werden uns wohl noch jahrelang um Parkplätze streiten.

Ich werde nie verstehen, weshalb da nicht auf Transparenz gedrängt wird. Es ist doch essentiell für eine Rau- und Verkehrsplanung, zu wissen wann und wo AutolenkerInnen Parkplätze suchen, wann und wo sie in Parkhäuser einfahren und diese auch wieder verlassen.
Da sitzt jemand an den Schalthebeln der Parkhausschranken, der sich der Offenlegung dieser Zahlen verweigert und unserer Stadt damit eine Quelle verweigert, die es aus meiner Sicht einfach braucht.

Stellungnahme im Detail

Die Stadt St.Gallen ist mit 420 Namenaktien à je CHF 100.00 an der PLS Parkleitsystem St.Gallen AG beteiligt und mit einem Sitz im aus drei Mitgliedern bestehenden Verwaltungsrat vertreten

Hier steht die Stadt durchaus in der Pflicht. Kann sie ihren Anteil in der Mitbestimmung nicht ausreichend geltend machen gilt es, sich Gedanken zu machen, in welcher Form sich die Stadt in Zukunft am PLS beteiligt.

Für den Anschluss ihrer Parkierungsanlagen Kreuzbleiche, Rathaus und Spelterini an das PLS entrichtet die Stadt St.Gallen pro Parkplatz und Monat CHF 6 an die PLS Parkleitsystem St.Gallen AG

Die Stadt entrichtet demnach rund 3700 CHF/Monat (gemäss PLS gibt es in den 3 Parkieranlagen insgesamt 614 Parkplätze) an Nutzungsgebühren an die PLS AG

Das Parkhaus Spisertor (52 Parkplätze) hat inzwischen die notwendige technische Erneuerung in die Wege geleitet, so dass demnächst wieder die richtigen Belegungszahlen an das PLS übermittelt

Das das Parhaus Spisertor seit ca. 2 Jahren keine Zahlen mehr liefert bleibt unerwähnt. Zudem lassen Informationen darauf schliessen, dass es sich nicht um ein technisches Problem handelt, sondern das Personal nicht willens oder nicht in der Lage ist, das System zu betreuen.

Ein Entscheid ist noch nicht gefallen, weshalb der Anschluss des OLMA-Parkhauses ans PLS im Herbst 2018 ausser Betrieb genommen wurde

Das ist schlicht falsch. Das Olmaparkhaus liefert genau wie das Spisertor seit bald 2 Jahren keine Zahlen mehr. Würde hier transparent gearbeitet und auch der Verwaltungsrat korrekt informiert, dann wüsste der Stadtrat das

Das Parkhaus Unterer Graben ist auf Wunsch des Betreibers bereits seit Sommer 2016 nicht mehr dem PLS angeschlossen, weshalb die entsprechenden Signale demontiert wurden

Das zeigt sehr schön, dass unser Parkleitsystem ein Wunschkonzert ist und durch den Abbau der Stadt auch die Informationen bezüglich Verkehrsführung entzogen werden.

Obwohl in der Regel jede Autofahrt möglichst direkt auf einem Parkplatz enden soll, ist die Suche nach einer freien Parkfläche insbesondere in Zentrumsgebieten kein leichtes Unterfangen. Die Parkplatzsuche belastet nicht nur die Nerven der Autofahrerin bzw. des Autofahrers, sondern führt auch zu einer zusätzlichen Belastung des Strassennetzes und zu ökologischen Belastungen……

Das PLS ist ein geeignetes Mittel, um unerwünschten und stadtunverträglichen Parkplatzsuchverkehr zu verringern sowie die ökologischen Belastungen zu minimieren, indem die motorisierten Verkehrsteilnehmenden auf dem kürzesten und schnellsten Weg zu einem freien Parkplatz geführt wird. Darüber hinaus werden die Verkehrsströme zeitlich und räumlich besser verteilt.

Der Stadtrat hat den Nutzen eines Parkleitsystems durchaus erkannt. Leider scheint er aber nicht bereit, diese Informationen einzuholen und auch zu nutzen

Bei einem positiven Entscheid ist nach jetzigem Stand vorgesehen, die Belegungsdaten Dritten im Sinne von «Open Data» frei zur Verfügung zu stellen. Folglich wäre es unabhängigen Navigations- und / oder App-Anbietern möglich, die Daten zu verwerten und eine entsprechende Parking-App zu entwickeln. Sinnvoll wäre es, wenn die PLS-Daten ebenfalls im Sinne von «Open Data» für einen solchen Zweck zur Verfügung gestellt werden – und sie gleichzeitig auch für die städtische Verkehrsplanung genutzt werden können.

Einsicht ist der beste Weg zur Besserung. Nur, was tut die Stadt dafür, um an diese Zahlen zu kommen? Diese Frage bleibt offen

Hinsichtlich des Verkehrsleitsystems ist das PLS bereits auf dem gewünschten qualitativen sowie quantitativen Stand, sofern die Zahlen von den Betreibern korrekt übermittelt werden.

Das weiss ja eben niemand. Weil der Betreiber des PLS die Mitarbeit verweigert. Folglich ist nicht nachvollziehbar, wie die Stadt zum Schluss kommen kann, dass hier ein „gewünschter“ Stand erreicht wurde

Im Rahmen der Verkehrsleitung (Beschilderung) ist ebenfalls keine Modernisierung notwendig, solange keine weiteren Parkierungsanlagen aufgenommen werden.

Sollte also demnach irgendwann (behüte uns) ein neues Parkhaus geplant werden, dann verfügt die Stadt am heutigen Tag über keinerlei Informationen, wie die Verkehrssituation bzgl. Suchverkehr am geplanten Standort ausschaut.

Wie bereits erwähnt, ist dem Stadtrat die digitale Weiterentwicklung des PLS ein grosses Anliegen

Das mag für das Pilotprojekt mit den neuen Parksensoren gelten. Für die bestehenden Anlagen ist das „grosse Anliegen“ jedenfalls nicht erkennbar

Folglich muss die Nutzerin bzw. der Nutzer vor der Abfahrt lediglich den Zielort eingeben, um anschliessend direkt und ohne weitere Manipulationen zum nächstgelegenen freien Parkplatz gelenkt zu werden.

Gut erkannt, der Haken dabei, ohne Daten keine Einbindung in Navigationssysteme. Der Stadtrat fokussiert alleine auf die neuen Sensoren

Entsprechend ist es viel wahrscheinlicher und auch sinnvoller, die Informationen aus dem bestehenden PLS mit den Informationen aus den Sensoren von oberirdischen Parkfeldern im Rahmen einer neuen Parking- bzw. Navigations-App miteinander zu verknüpfen.

Richtig erkannt, nur leider, wie schon erwähnt, fehlt hier das weitere Vorgehen

Dazu müsste zu gegebener Zeit mit den betreffenden App-Entwicklern Kontakt aufgenommen und es müssten ihnen die entsprechenden Belegungsdaten zur Verfügung gestellt werden

Nein, es benötigt keinen Kontakt mit App-Entwicklern. Die Daten müssen lediglich im richtigen Format abgelegt werden. Die Entwickler bedienen sich dann selber. Ein Punkt, an dem unser Chief Digital Officer noch Aufklärungsarbeit leisten muss

So, ich hoffe, ich konnte meine Enttäuschung darlegen und hoffe, dass das Thema Parkleitsystem nach Beantwortung der Interpellation noch nicht vom Tisch ist. Der Stadtrat tut gut daran, an dem Thema dran zu bleiben und ihr Verwaltungsratsmandat zu nutzen.
Hier noch die ganze Antwort des Stadtrates
Die Ausfälle des Parkleitsystems werden übrigens hier dokumentiert