St.Parkplatz Podium 26.8.2019
Ich bin ja gespannt auf dieses, aus meiner Sicht, völlig unnötige Podium von Heute Abend.
Ich weiss nicht was uns das Tagblatt mit dem Titel „Keine Parkplätze mehr auf dem Marktplatz“ sagen will. Die Aufhebung hat eine lange Vorgeschichte. Sie ist demokratisch legitimiert und der Entscheid wurde vom kantonalen Verwaltungsgericht bestätigt. Sämtliche eingegangenen Einsprachen wurden erledigt.
Wenn also heute jemand das Gefühl hat, es braucht diese Parkplätze, dann müssen diejenigen den politischen Weg beschreiten, diese Parkplätze wieder einzuführen. Die ewigen Diskussionen und das Gejammer bringen gar nichts.
Da die Parkplatzbefürworter aber ganz genau wissen, dass sie diese Parkplätze nie zurückbekommen, versucht man es halt mit Trotzen und das Tagblatt unterstützt sie dabei. Obwohl die Fakten klar sind.
Damit heute Abend auch niemand etwas Anderes behaupten kann, stelle ich hier noch einmal die Fakten zusammen
Die Anzahl Parkplätze
Die Zahl der Parkplätze in der Innenstadt und der Altstadt (Gebiet findet ihr unterhalb der beiden Grafiken) sind in den letzten Jahren stabil geblieben oder sogar angewachsen. Etwas, das die St.Parkplatz-Gläubigen schlicht ignorieren.
Dazu kommt, dass auf absehbare Zeit das UG25 wieder eröffnetn. Das Parkhaus bietet nach der Eröffnung insgesamt 741!!! neue Parkplätze, wobei 332 öffentlich bewirtschaftet werden.
Die Zahl der zur Verfügung stehen Abstellplätze wird also deutlich ansteigen
Hintere Poststrasse
Es ist korrekt, es werden voraussichtlich noch weitere Parkplätze in der Innenstadt verschwinden. Konkret geht es um die Plätze zwischen Post- und Bahnhofsstrasse.
Hier sollen insgesamt 89 Parkplätze aufgehoben werden. Allerdings wurden gegen diese Aufhebung mehrere Einsprachen eingereicht. Dies obwohl die Aufhebung erst mit der Eröffnung des UG25 geplant ist.
Ausnahme wären die Plätze an der Bahnhofstrasse gewesen. Dort ist der Grund die Verkehrssituation mit den Appenzellerbahnen. Durch die Einsprachen sind die Plätze aber nach wie vor vorhanden.
Burggraben
Aktuell ist der Burggraben noch bis Ende Jahr geschlossen. Dadurch stehen aktuell 428 Parkplätze weniger zur Verfügung. Nach der Wiedereröffnung gibt es auch tatsächlich weniger Parkplätze. Nämlich nur noch 360.
Der Grund ist aber weniger irgendwelche grüne Ideologie oder die Stadt, die die Autofahrer geisseln will, sondern es sind die Autofahrer selber! Dadurch, dass sie immer grössere Autos kaufen benötigen sie auch mehr Parkfläche. Markus Tofalo bringt das in seinem Blog auf den Punkt
Die Situation ist dramatisch
Das Tagblatt als Gastgeber hat erst kürzlich mit mehreren Artikeln versucht die Situation zu dramatisieren. Das Gastgewerbe und die direkt angrenzenden Läden leiden angeblich unter der Aufhebung. Dazu gibt es ein paar Punkte zu sagen:
- Dass die Parkplätze aufgehoben werden war im schlechtesten Fall mehr als 1 Jahr bekannt und im besten Fall rund 7 Jahre! Es wäre also viel Zeit vorhanden gewesen, sich auf die Aufhebung vorzubereiten
- Die maximale Parkzeit betrug auf dem Marktplatz 30min. Zudem waren die Plätze gut belegt. Ein Restaurant-Aufenthalt wäre demnach kurz ausgefallen
- Der Gastronom des „Hörnli“ hatte gerade mal 2 Monate lang eine Vergleichsmöglichkeit. Dennoch behauptet er im Tagblatt, er spüre den Wegfall der Parkplätze. Scheint mir doch eine sehr kurze Zeit für eine solche „Erhebung“ zu sein
- Die Geschäfte am Marktplatz muss schon früher auf die Plätze verzichten. Damals im Jahr 2015 standen die Parkplätze ein Jahr lang auch nicht zur Verfügung. Sie waren durch die Container belegt, die die Bank Acrevis für den Umbau hingestellt hat
Ja, die Situation ist dramatisch. Aber nicht wegen den Abstellplätzen, die aufgehoben wurden, sondern weil das Gewerbe 7 Jahre lang nichts getan hat. Sie tun jetzt völlig überrascht, haben sich aber noch nichteinmal im Ansatz darum gekümmert, wie sie nach der Aufhebung ihre Kunden halten können. Frei nach dem Motto: „Wer sitzen bleibt, verliert.
Die langen Wege
Ein Argument, dass mir oft zu Ohren kommt, ist das die Wege von den Parkgaragen zu den Läden zu lang sind. Auch hier kann ich eigentlich nur grinsen. Ein Vergleich mit dem Einkaufszentrum Shopping Arena zeigt, die Strecken vom Parkplatz bis zum gewünschten Laden ist an beiden Orten etwa gleich lang.
Das Argument zieht folglich nicht
Hier gilt es auch noch zu erwähnen, dass das Verwaltungsgericht diesem Punkt ebenfalls Beachtung geschenkt hat:
5.4.3. Eine solche Abklärung drängte sich zudem auch von der Sache her nicht auf, denn wie sich aus den diesbezüglich unbestritten gebliebenen vorinstanzlichen Darlegungen (vorstehende E. 4.2.3 und act. G 16 S. 6 Ziff. 5 [B 2016/86]) ergibt, befinden sich im Bereich der 51 aufzuhebenden Parkplätze in einer Gehdistanz von 200-500m rund 1930 Parkplätze (oberirdisch und in Parkhäusern). Mit Blick auf das zwischenzeitlich rechtskräftig bewilligte Projekt Parkgarage Unterer Graben (UG) mit 100 Plätzen ist mit der Beschwerdegegnerin (act. G 24 [B 2016/86]) festzuhalten, dass auch ohne die im Projekt Parkgarage Schibenertor vorgesehenen 128 öffentlich zugänglichen Parkplätze genügend öffentliche Parkplätze in nächster Umgebung der Standorte der Beschwerdeführer zur Verfügung stehen.
Quelle: Entscheid Verwaltungsgericht vom 17.3.2018
Fazit
Die Diskussion ist völlig überflüssig. Sie wird und kann nichts bewirken. Die Läden sterben nicht wegen fehlender Parkplätze. Sie sterben, weil sich die Gesellschaft und damit das Kaufverhalten verändert und sie sterben, weil sie seit Jahrzehnten auf der faulen Haut liegen und sich nicht bewegen! Ein schönes Beispiel dafür habe ich auch noch zu bieten
Und dass sich die Stadt mit dem Forum Zukunft Innenstadt sehr viel Mühe gibt, die Situation zu verbessern dürfte auch mal honoriert werden. Sie hat viele Punkte aufgenommen und ist laufend daran, das Parkplatz-Regiem zu verbessern. Dazu gehören Handwerker-Parkplätze und Plätze für Güterumschlag. Fast alles, was ihr hier findet habe ich auch schon im Faktencheck St.Parkplatz verbloggt.
Auf die Auslastungszahlen der Parkgaragen habe ich übrigens absichtlich verzichtet. Die sind nach wie vor so, dass man sich in St.Gallen an 365 Tagen pro Jahr NICHT über fehlende Plätze beklagen kann
Ja, nicht alles läuft gut. Die Parksensoren für die blaue Zone sind noch nicht in Betrieb und unser Parkleitsystem ist leider längst nicht über alle Zweifel erhaben. Auch wenn das der Stadtrat anders sieht.
Es gibt Potential, das liegt aber nicht in der Zahl der Parkplätze. Und nein, es hilft auch niemandem, wenn dieses saudämliche Thema Monat für Monat erneut durchgekaut wird. Denn dann vergisst das Gewerbe und seine Lobby nämlich regelmässig,, dass es vielleicht doch auch an ihnen liegt!