Tempo 30 – Manchmal ist es nur noch peinlich
In diesem Fall geht es um die Aussage von Gewerbeverbands-Chef Hans-Ulrich Bigler. Er sagt nämlich:
«Wir bewegen uns in Richtung Elektromobilität», sagt er. «Diese Fahrzeuge sind viel leiser. Schon in wenigen Jahren werden wir viel weniger Probleme mit dem Autolärm haben. Das unterschlagen die Städte.»
Ich finde es einfach nur noch peinlich, wenn ein Mann in dieser Position im Jahr 2022 eine solche Aussage tätigt. Es ist erwiesen, dass bei konstanter Fahrweise das Rollgeräusch der Reifen bei Personenwagen bereits ab 20 km/h den Motorenlärm, bei Lastwagen ab etwa 55 km/h übertrifft. Und zwar völlig unabhängig vom Antrieb!

Die Grafik zeigt sehr schön, wo das grösste Potential liegt. Lärmarme Reifen wären die effektivste Massnahme, dann Tempo 30, allgemeine Temporeduktionen, Elektromotoren und am Ende lärmarme Beläge. Lärmarme Reifen sind nicht durchsetzbar, genau so wie wir noch einige Zeit mit Verbrennern leben müssen und ärmarme Beläge werden die Finanzen ziemlich durchwirbeln. Belibt die Temporeduktion.
Herr Bigler weiss aber vermutlich ganz genau, weshalb er den BAFU-Bericht verschweigt und auf eigen Massnahmenvorschläge verzichtet.
Ich begrüsse übrigens den Vorschlag von Frau Sommaruga, die „Bauverbote“ in lärmbelatsenden Zonen zu überdenken. Es macht tatsächlich wenig Sinn, dass dort allgemein zu Wohnzwecken nicht gebaut werden darf. Wohnungen die vom Lärm nicht tangiert sind, weil sie zum Beispiel in einem Hinterhof liegen oder weg von der Strasse liegen sollten möglich sein.
Das heisst aber nicht, dass die rund 1.1 Millionen Menschen, die heute übermässigem Strassenverkehrslärm ausgesetzt sind, nicht das Recht auf eine Reduktion hätten.
Betroffen sind heute gemäss Bundesamt für Umfelt rund 600’000 bestehende Wohneinheiten!
Und ganz ehrlich, dass mit keinem Wort erwähnt wird, dass die gesetzliche Verpflichtung zur Lärmreduktion im Kanton St.Gallen seit über 30 Jahren konsequent ignoriert wurde ist eigentlich eine Schweinerei. Herr Bigler ignoriert auch die jährlichen 1.5 Milliarden Gesundheitskosten die durch Lärm verursacht werden. Ja sogar den wirtschaftlichen Schaden von jährlich 1.2 Milliarden erwähnt er nicht. Und das soll der Chef des Gewerbeverbandes sein!?
Biglers Wirtschaftsbegriff ist sehr einseitig, wie angetönt.
Er sitzt bei den Leuten, die sehr viele Probleme verursachen durch ihre Weise zu „wirtschaften“. Und die versuchen, die heute auf allen Stufen notwendigen Änderungen nach Kräften zu hintertreiben.
Hören wir doch auf die Frauen – nicht auf die „alten weissen Männer“ und die Profiteure.
Hören wir auf diejenigen, die im Spital die überfahrenen Menschen wieder aufpäppeln, Diejenigen, die täglich an den lärmigen Strassen die Kinder aufziehen, über die Fussgängerstreifen lotsen und hoffen, dass nichts passiert. Diejenigen, die schlecht schlafen wegen dem Lärm
Fragen wir jene, die wirklich Verantwortung tragen – für das Ganze.
Nicht nur wie Bigler – für seine Seilschaft.
Warum sollen lörmarne Reifen nicht durchsetzbar sein?
Nur ganz kurz, da liegt neben der staatlichen Regulierung vor allem hier das Problem

Reifen müssen Profil haben, sind darum immer lärmig – und das ist vor allem abhängig von der Geschwindigkeit. Die groben Winterreifen, Bus- und LKW-Reifen sind gefühlt doppelt so lärmig.
Kommt das Gewicht dazu. Gescheite Fahrzeuge wie Velos erzeugen fast keinen Lärm bei Tempo 30.