VBSG und der Marktplatz III

Eigentlich wollte ich heute die neue Marktplatzvorlage vom 29.10.2019 genauer anschauen. Beim Durchlesen der Vorlage wurde ich allerdings einmal mehr stinksauer auf die VBSG. Ich blogge und blogge über unflexible Oberleitungen, E-Busse, Ladeinfrastruktur und und und….
Hier meine Gedanken zum VBSG-Thema in der Marktplatzvorlage/VBSG:

5 Jahre liegt die Prüfung bezüglich Fahren ohne Oberleitungen in der STadt St.Gallen nun zurück:

Im Jahre 2014 haben die Verkehrsbetriebe St.Gallen (VBSG) einen fahrleitungslosen Betrieb über den Bahnhofplatz geprüft. Die technischen Voraussetzungen dafür waren damals jedoch noch nicht gegeben

Es mag ja sein, dass damals die Möglichkeiten nicht überzeugt haben. Liest man allerdings die Vorlage zur Beschaffung neuer Batterietrolleybussen aus dem Jahr 2016:

Das Konzept „Batterietrolleybus“ ist die konsequente Weiterentwicklung und Modernisierung des seit Jahrzehnten bewährten Trolleybusses. Bereits seit 2012 sind in verschiedenen Schweizer Städten (z.B. Zürich, Luzern, Bern und Biel), aber auch weltweit Trolleybusse mit Batteriepaketen im Linieneinsatz und sie bewähren sich tagtäglich

Quelle: Vorlage “ Flottenerneuerung und Umstellung der Linien 3, 4 und 6 auf Batterietrolleybusbetrieb “ vom 26.8.2016

Seit 2012 fahren solche Busse fahrplanmässig in der Schweiz. 2 Jahre später war ein fahrleitungsloser Betrieb am Bahnhof trotzdem noch nicht gegeben. Jetzt 2019 geht es um die Planung für den Marktplatz nach 2020 (Baubeginn) und die VBSG traut sich noch immer nicht, den Marktplatz ohne Oberleitungen zu durchqueren. Trotz Neubeschaffungen, technologischem Wandel und hohen Kosten für neue Leitungen und Baustellen-Provisorien.

Aber weiter im Text mit der aktuellen Vorlage

Der Marktplatz wird heute von den Trolleybuslinien 1 und 2 und in Zukunft von allen geplanten Batteriebuslinien (Linie 3, 4 und 6) befahren. Sollten in Zukunft auch noch die Linien 7 und 8 auf Batteriebetrieb umgestellt werden, wird der Abschnitt Schützengarten / Theater bis Schibenertor zu einem der wichtigsten gemeinsamen Ladeabschnitte im Netz.

Wir können jetzt diskutieren, was Batteriebusse (oder sind doch Batterietrolleybusse mit Oberleitungen gemeint?) sind, wie sie aufgeladen werden, wie weit sie ohne Aufladung fahren können und ob das Laden nur über Oberleitungen geschehen kann, oder wir vertrauen der VBSG blind und lassen uns wie bei den Gleichrichteranlagen über den Tisch ziehen

Da die VBSG bei einem fahrleitungslosen Marktplatz / Bohl an der letzten Haltestelle vor diesem Abschnitt abbügeln und an der ersten Haltestelle danach wieder aufbügeln müssten, entstünde ein Abschnitt von über 600 m ohne Lademöglichkeit

Zur Erinnerung. Mit der Neubeschaffung von Trolleybussen inkl. Batteriepaket sollen gemäss VBSG Strecken von mehreren Kilometern zurücklegen können. Überhaupt entsprechen diese Aussagen zum Marktplatz in keiner Art und Weise der Vorlage zur Neubeschaffung von Bussen aus dem Jahr 2016!
PS: die neuen Busse, die bis Ende Jahr beschafft werden, können selbstständ Ab- und wieder Anbügeln)

Ich erwarte von den technischen Betrieben und der VBSG endlich eine durchdachte Strategie mit Meilensteinen und einer klaren Richtung, wohin die Reise gehen soll.
Seit ich diesen Blog führe habe ich das Gefühl, die VBSG macht in der Stadt was sie will und das geht einfach nicht! Wo bleiben Strategien zum Rollmaterial, zum Streckennetz…
Auch das Stadtparlament ist hier gefragt. Wenn ich bei den Parlamentarier/innen jeweils nachfrage, zucken alle mit den Schultern und meinen, es sei halt jetzt einfach so und es sei schwierig und man müsse den Leuten vertrauen….
Nein, wirklich vertrauen kann man der VBSG nicht. Es gibt kaum eine VBSG Vorlage, die man nicht mühsam zerpflücken muss, bis man sie versteht. Sie sind in meinen Augen so verfasst, dass kein Wiederstand aufkommt und auch kaum Fragen gestellt werden. Man nimmt sie meist einfach so hin.

Auch während des Baus von Marktplatz und Bohl ist die Aufrechterhaltung eines Fahrleitungsnetzes zweckmässig. Die aktuelle Trolleybusflotte – 7 Doppelgelenktrolleybusse und 17 Gelenktrolleybusse, welche noch bis 2025 eingesetzt werden – ist nicht für den fahrleitungslosen Betrieb ausgerüstet. Ohne Fahrleitungen müssten die Busse mit Notaggregaten betrieben werden. Diese eingebaute «Notfahrt» mit 50 kWh Leistung ist nur für Schleichfahrten geeignet und kann nicht im regulären Linienbetrieb für einen derart langen Abschnitt und einen längeren Zeitraum genutzt werden. Der Umbau auf Batterieantrieb würde Kosten von rund CHF 250’000 pro Bus auslösen. Der Umbau der gesamten Trolleybusflotte auf Batteriebetrieb würde somit Gesamtkosten von über CHF 6 Mio. verursachen. Dies ist im Vergleich zu den Kosten für die Provisorien von rund CHF 150’000 unwirtschaftlich.

Dazu möchte ich festhalten, dass die Neugestaltung nicht vor 2022 startet und nicht vor 2024 beendet wird. Es ist also durchaus möglich, dass die oben aufgeführten Busse bis dahin nicht mehr in Betrieb sind.
Kommt dazu, dass die VBSG diesen Sommer die Ausschreibung von „Fertigung und Lieferung von elf Doppelgelenktrolleybussen und sechs Gelenktrolleybussen, ausgestattet mit Batteriepaketen für bis zu 50% Fahrleitungsautonomie“ ausgeschrieben hat. Lieferung bis Ende 2019! Kommt dazu, dass die Dieselbusse mit Anhänger heute schon auf elektrifizierten Strecken eingesetzt werden. Diese wurden erst ab Dezember 2018 eingesetzt und stehen sicher bis 2025 zur Verfügung.

Also bei mir geht die Rechnung nicht auf:

Quelle: VBSG