WAIKIKI – Frostiges Klima
Je länger ich mich mit der Vorlage Hallenbad Blumenwies beschäftige desto mehr komme ich zum Schluss, die Vorlage muss als Ganzes baden gehen. Damit meine ich tatsächlich zurück zum Start.
Gerne erkläre ich, wie ich zu diesem Fazit komme. Ich gestehe auch ein, das hätte ich eigentlich schon bei der erste Vorlage fordern sollen. Ich war aber wohl zu naiv und noch zu wenig selbstbewusst um das im Parlament und in der Komission zu fordern.
Mir ist klar, das ist illusorisch und trotzdem werde ich so in die Komission und ins Stadtparlament gehen:
Das Projekt WAIKIKI
Ich will nicht ganz bis zum Anfang gehen, sondern starte mit dem Auftrag, den der Stadtrat 16.1.2018 vom Stadtparlament gefasst hat:
„Hallenbad Blumenwies: Sanierung und Erweiterung, Wettbewerbsverfahren und Vorprojekt mit Kostenermittlung„
Soweit alles tiptop, der Sanierungsbedarf war ausgewisen und die funktionale Erweiterung/Umgestaltung diskussionslos. Entsprechend ging der Auftrag an den Stadtrat. Jatzt aber kommt das erste Problem. Ein Fehler, den der Stadtrat gemacht hat, indem er das Vorhaben in Eigenregie erweitert resp. abgeändert hat. Dies gibt der Stadtrat in der aktuellen Vorlage auch zu:
Der Stadtrat hat sich nach Einholung des Wettbewerbs- und Vorprojektkredits im Jahr 2018 für zusätzliche Zuschauendenbereiche für 700 bis 900 Personen beim Schwimmbecken und für 200 Personen beim Sprungbecken ausgesprochen. Er hat diese Projektänderung ohne Einbezug des Stadtparlaments, vielmehr mit Blick auf die in der Vision 2030 verankerte «Sportstadt St.Gallen» und
Hallenbad Blumenwies, Erneuerung und Erweiterung, überarbeitetes Projekt; Planungs- und Ausführungskredit (Seite 17)
abgestimmt auf den Bedarf vorgenommen. Dabei hat er es leider unterlassen, das Stadtparlament
rechtzeitig zu informieren
Das heisst, der Stadtrat ist mit abgeänderten Vorgaben in den Wettbewerb gestiegen ohne dass das Stadtparlament diesem zugestimmt hätte. Diese geänderten Vorgaben sind selbstverständlich von den am Wettbewerb teilnehmenden Architekten berücksichtigt worden.
Das Siegerprojekt WAIKIKI hat deshalb einen unverschuldeten Makel, den das Stadtparlament eigentlich nach der ersten Vorlage korrigieren wollte:
Mit der Überarbeitung des Projekts 2020 gemäss den Vorgaben des Rückweisungsauftrags des
Hallenbad Blumenwies, Erneuerung und Erweiterung, überarbeitetes Projekt; Planungs- und Ausführungskredit (Seite 17)
Stadtparlaments wurde das Gesamtprojekt redimensioniert sowie überprüft, die Kosten wurden auf
dieser neuen Basis plausibilisiert. Dabei zeigt sich ein ernüchterndes Resultat: Die Reduktion des Gebäudevolumens und der Wasserfläche unter Weglassung von Tribüne, Galerie und Trennbalken führt
nicht zu den erhofften Einsparungen
Wie man erkennen kann, ist dies nicht gelungen. Das Projekt WAIKIKI wurde aufgrund dieser einseitigen Änderung durch den Stadtrat nie in Frage gestellt. Das Stadtparlament hat mit zahlreichen Voten und Abänderungsanträgen versucht, das Projekt so zurecht zu formen, dass es Funktional und bei den Kosten annehmbar wird. Leider vergeblich, wie diese zweite Vorlage deutlich macht.
Das GESAK
Ein städtisches Sportanlagenkonzept dient dazu, den Bedarf und die Strategie bei Sportanlagen für die nächsten Jahre aufzuzeigen und zu planen. Dass das GESAK bei der Planung für das Hallenbad noch nicht vorlag ist zwar nicht tragisch, da wir ja bereits ein Bäderkonzept hatten, das auch dem GESAK zu grunde liegt. Nur, dieses Bäderkonzept stammt aus dem Jahr 2010 (PDF)
Nachfolgend ein paar Auszüge aus diesem Bäderkonzept
Hier ist ein Defizit von 650 m2 Wasserfläche allein für die städtische
Bäderkonzept 2010 (PDF)
Wohnbevölkerung mit 70’000 Einwohnerinnen und Einwohner auszumachen. Zieht man die
erweiterte Region von 200’000 Einwohnerinnen und Einwohnern mit ein, fehlen rund 1’700
m2 Wasserfläche.
Man hat also bereits 2010 erkannt, dass wir bei der Wasserfläche in Hallenbädern ein Problem haben. Damals hat die Stadt mit 70000 Einwohnern gerechnet (Heute sind es 80000 Einwohner). Interessanterweise hat man beim Bäderkonzept das Einzugsgebiet mit berücksichtigt. Etwas das bei der Vorlage selber nicht mehr der Fall ist.
Wenn man sich nun die Wasserfläche anschaut, die wir mit dem jetzt vorliegenden Projekt erhalten, dann muss man leider feststellen, dass wir das für 2010 errechnte Defizit an Wasserfläche nicht eliminieren. Wir schaffen es noch nichteinmal, das Defizit für die städtische Wohnbevölkerung auszugleichen. Deshalb mein schon 2020 geäussertes Votum: DIeses Hallenbad ist bereits in der Planung schon zu klein!
Weiter mit dem Bäderkonzept:
Hauptattraktionen sollen ein neues
50m-Sportschwimmerbecken und ein Aussenwarmwasserbecken sein. Dabei bildet das
50m-Sportschwimmerbecken die Grundlage für ein Schwimmsportzentrum OstschweizDieser Ausbauschritt macht das Blumenwies zum führenden Sport- und Freizeitbad der Region und für die Region.
Bäderkonzept 2010 (PDF)
Das mit den 50m Bahnen wurde aus finanziellen Gründen relativ schnell wieder beiseite gelegt. Obwohl in den letzten Jahre deutlich wurde, dass sich die Stadt kein Hallenbad mit 50m Becken leisten kann und will, wurde diese Grundlage aus dem Bäderkonzept im GESAK aus dem Jahr 2021 aber nie korrigiert.
Im Bäderkonzept aus dem Jahr 2010 wird das Hallenbad Blumenwies als eigentliches «Flaggschiff»
Quelle: GESAK (PDF) Seite 16
der städtischen Bäder und als Aushängeschild definiert. Das Leistungsangebot soll in Richtung «Sport
und Spass» erweitert und für die Nutzenden attraktiver werden. Das Bäderkonzept schlug die Schaf-
fung eines 50 m – Sportschwimmerbeckens und eines Aussenwarmwasserbeckens als Hauptattraktionen vor. Das Hallenbad Blumenwies soll sich gemäss Bäderkonzept insbesondere für Familien, die
regelmässig baden und schwimmen gehen, als eine preisgünstige Alternative zu privaten Angeboten
mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis positionieren.
Nimmt man also die gültigen Konzepte Bäder und GESAK, dann müssten wir uns nach wie vor für 50m Becken einsetzen. Das scheint aber niemanden zu interessieren, da es ja angeblich finanziell nicht machbar ist. Das Hallenbad Uster beweist zwar das Gegenteil, aber dieses heisse Eisen hat man abgekühlt und beiseite gelegt.
Eine neue Hallenbadstudie?
Im sehr aktuellen GESAK findet man unter der Bestandesaufnahme „IST-Zustand“ eine kleine Tabelle:
Es fehlt also eine separate Hallenbadstudie!? Entweder handelt es sich um einen Fehler oder man hat im GESAK erkannt, dass unser Bäderkonzept doch veraltet ist. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Ich muss zum Schluss kommen
Leider kommt diese Auslegeordnung etwas spät. Einiges davon habe ich allerdings auch früher schon kurzverbloggt, aber es ist nicht angekommen oder es war zu wenig Fleisch am Knochen als das sich jemand dafür interessiert hätte.
Für mich heisst das aber, ich kann der Hallenbad Vorlage nicht zustimmen. Ich werde sie in der Komission vehement ablehnen. Verantwortlich mache ich niemanden. Alle haben hier zu wenig genau hingeschaut.
Es steht für mich einfach fest, diese Vorlage ist weder das was die Wohnbevölkerung braucht, noch was sie sich wünscht und sie entspricht in weiten Teilen weder dem Bäderkonzept und damit dem GESAK. Bei einem 50 Millionenprojekt darf und muss man mehr erwarten als das was jetzt zur Diskussion steht.
In einem Punkt kann ich den Stadtrat aber beruhigen. Sollte es die Vorlage in dieser Form ins Stadtparlament schaffen, werde ich ihr zustimmen. Aus dem einfachen Grund, die Stimmberechtigten sollen entscheiden. Meine Mittel sind ausgeschöpft. Und wer weiss, vielleicht liege ich ja auch komplett daneben und alles ist gut wie es ist.
Ich entschuldige mich bei allen, die sich jetzt auf den Schlipps getreten fühlen. Ihr könnt das übrigens problemlos verhindern, wenn ihr von Beginn weg sauber und transparent arbeitet. So viel Kritik müsst ihr, die euch angesprochen fühlt, vertragen.