Warum Autobahnbefürworter zum Anschluss Güterbahnhof Nein sagen müssen
Ist das billige Polemik? Ich denke Nein. Es gibt tatsächlich Gründe, weshalb verantwortungsvolle und bürgerlich denkende Menschen den Autobahnanschluss Güterbahnhof in der aktuellen Situation ablehnen müssten.
Die Sache mit dem Geld
Die Informationswebseite des Projektes zeigt eine ungefähre Verteilung der Kosten. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der Bund die Kosten bis und mit unterirdischem Kreisel übernimmt. Alle Kosten für die drei vom Kreisel abgehenden Strassen (Ausfahrt Oberstrasse, Liebeggtunnel und die Ausfahrt St.Leonhard) gehen zu Lasten der Kantone St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden, der Stadt St.Gallen und der Gemeinde Teufen. Es ist aber nach wie vor völlig offen, wie der Verteilschlüssel aussieht und welche flankierenden Massnahmen bereits eingerechnet wurden oder noch dazukommen. Beispiel: Wer zahlt die notwendige Verbreiterung der St.Leonhardbrücke und ist diese im Betrag von 150 bis 200 Millionen bereits enthalten?
Hier müsste es den Ausgabenbewussten Bürgerlichen kalt den Rücken hinunterlaufen. Unbekannte Kosten und unbekannter Verteilschlüssel….
Der Sommer 2024 ist bekanntlich vorbei und wir schreiten zügig auf das Jahr 2025 zu. Wer weiss, vielleicht bekommen wir die Beträge noch dieses Jahr vorgelegt.
Und dann sind da noch die Unterhaltskosten. Strassen und Tunnels benötigen Unterhalt. Die Kosten dafür können heute noch nicht beziffert werden. Folglich weiss man auch nicht, ob es sich Stadt und Kanton überhaupt leisten können.
Wer sich nun erhofft, dass AR und Teufen einen schönen Batzen für das Projekt einschiessen, den muss ich enttäuschen. Nicht der Nutzen ist für ihre Beteiligung entscheidend sondern es gilt das Territorialprinzip beim Erstellen des Kostenschlüssels. Die Fläche, die im Kanton Appenzell Ausserhoden liegt ist im Vergleich zum Rest äusserst bescheiden.
Die Sache mit dem Verkehrsmodell
Ich habe bereits mehrfach aufgezeigt, dass das vorliegende Verkehrsmodell Pfusch ist. Die Qualität entspricht in keinster Art und Weise den Dimensioen dieses Projektes. Hier muss man sich wirklich Fragen, auf welcher Basis man da Verpsrechungen macht. Ich finde es einfach nur peinlich und dass das Verkehrsmodell bei den Bürgerlichen nicht hinterfragt wird ist für mich absolut unverständlich. Es sei denn, die Bürgerliche Seite ist völlig ideologisch unterwegs. Es interessiert sie schlicht nicht, ob die Annahmen realistisch sind. Sie wollen einfach den Anschluss
Die zukünftige Nutzung des Areal Güterbahnhof
Das kann man ganz kurz beantworten: Es gibt keine zukünftige Nutzung des Aeals. Zumindest keine, wie sie üblicherweise von bürgerlicher Seite her gefordert wird.
Es ist eine Tatsache, oberhalb der Tunnelbauten kann nichts gebaut werden. Selbst Bäume mit einem tiefreichende Wurzelwerk werden nicht gepflanzt werden können.
Tunnels, die im Tagbbau erstellt werden benötigen nach rund 30 bis 40 Jahren eine umfassende Sanierung. Das heisst, sie müssen wieder ausgegraben werden. Wer mir das nicht glaubt, der wird das in rund 10 Jahren beim Stephanshorntunnel live miterleben können.
Oder man schaut ins abgeschlossene Mitwirkungsverfahren:
Ich verstehe nur Bahnhof
Einige können sich evtl. noch daran erinnern, mit wieviel Aufwand und Zwängerei die Bürgerlichen am Bahnhof St.Fiden eine Entwicklung erreichen wollten. Die Testplanungen haben ergeben, dass es zwar technisch machbar ist, jedoch kaum finanzierbar. Nun hätte man die Chance, am Güterbahnhof eine Entwicklung zu realisieren. Dort aber verzichtet man zu Gunsten eines Autobahnanschluss.
Man kann den Güterbahnhof durchaus auch als Chance sehen. Aber nur dann wenn der Anschluss nicht gebaut wird. Dann gibt es nämlich Platz für eine echte Entwicklung und mit dem sehr nahe gelegenen Areal Ruckhalde steht in unmittelbarer Nähe viel Raum für Wohnen zur Verfügung. Eigentlich lässt sich hier die 15min Stadt sogar in einer 5min Stadt verwirklichen. Die Prioritäten liegen aber nicht beim städtischen Entwicklungspotential, wo sie eigentlich sein sollten. Etwas das ich nicht nachvollziehen kann.
Es könnte nämlich durchaus auch passieren, dass man mit dem Anschluss genau das Gegenteil erreicht. Die Agglomeration wird attraktiver. Die guten Steuerzahler wandern ab, weil ja der Arbeitsplatz in der Stadt besser erreichbar wird. Dadurch läuft die Stadt Gefahr, dass sie nach 17 Uhr tot ist. Attraktiv bleibt sie nur, wenn die Menschen auch in der Stadt wohnen und arbeiten. Und genau das entlastet letztlich auch die Autobahnen so dass es am Ende gar keinen Ausbau braucht.
Und das eine Abwanderung von guten Steuerzahlern, die sich die Agglo leisten können und auch von einem tiefen Steuerfuss profitieren nicht im Sinne des Erfinders sein kann, muss ich nicht erwähnen.
Es ist nicht so, dass der Anschluss einfach alle Probleme in der Stadt löst. Der Schuss kann auch ziemlich nach hinten losgehen. Auch die Autobahnbefürworter sollten sich diese Gedanken machen. Denn tun sie es nicht, dann handeln sie nicht weniger idealistisch als diejenigen, die das Auto komplett aus der Stadt verbannen möchten.
Das Argument im Kantonsrat von Thomas Scheitlin gegen den horizontalen Finanzausgleich war damals die Steueroasenkonkurrenz in AR. Seine Parteikollegen wollen nun für diese einen Autobahn in die Stadt bauen?
Wie wichtig dem Kanton ein roter Teppich für Steueroasen ist, sieht man auch auf der Rorschacher Strasse beim Knoten Schönbüelstrasse. 3 Spuren allein für Mörschwiler, n.b. die Gemeinde mit der höchsten Autodichte im Kanton SG.