Zukunft ÖV St.Gallen
Ich erlaube mir, ein paar Blogposts und Statistiken in einem Beitrag zusammenzufassen. Die hohe Zahl an Autos und der sinkende Anteil an ÖV-Benutzern hat mich dazu verleitet.
Die sinkenden Zahlen
VBSG Fahrgastzahlen 2012 bis 2016
Die Fahrgastzahlen sind seit 3 Jahren rückläufig. Weshalb das so ist, weiss niemand so genau. Die VBSG selber nennt die Baustelle Bahnhofplatz als möglichen Grund. Der Fahrplan, die Linienführung oder der Tarifverbund Ostwind scheinen kein Thema zu sein. Dieser Frage sollte unbedingt nachgegangen werden.
Mich würde zum Beispiel interessieren, wie viele Pendler in den Gewerbe und Industriezonen arbeiten und aufgrund von ÖV-Einschränkungen auf das Auto setzen. Leider verfügt die Stadt über keine Erhebungen.
Verteilung des VerkehrsQuelle: Geschäftsbericht VBSG 2016 (PDF)
Unter den 10 grössten Städten (inkl. Agglomerationen) der Schweiz liegt St.Gallen beim Autoverkehr hinter Lausanne (68%) und Lugano (77%) auf dem 3. Platz. Städte wie Winterthur (61%), Bern (54%) oder Basel (57 %) weisen deutlich weniger Autoverkehr auf. Ein kleiner aber wichtiger Seitenhieb in Richtung Mobilitätsinitiative.
Mobilität Agglomeration St.Gallen
Der Anteil am Autoverkehr ist erschreckend hoch, auch im Vergleich zu anderen Städten. Zusammen mit den sinkenden Zahlen bei der VBSG eigentlich eine kleinere verkehrstechnische Katastrophe. Hier muss die Stadt handeln. ÖV und Langsamverkehr müssen wieder deutlich gegenüber dem Autoverkehr zulegen!
Vergleich der 10 Bevölkerungsreichsten Agglomerationen – Autoverkehr
Quelle: Bundesamt für Statistik – Verkehrsverhalten der Bevölkerung 2015 (PDF)
Die Pendler
Pro Tag fallen rund 20’000 Autofahrer in die Stadt ein. Die Zahl der ÖV-Pendler beträgt nur gerade 15`0000!
Ob es an der Erreichbarkeit oder am Parkplatzangebot liegt? Fakt ist, hier liegt viel Potential drin. Ich zweifle allerdings ob Massnahmen wie Tropfensysteme oder Mobilitypricing wirklich nützen. Viel wichtiger erscheint mir, dass die Arbeitsplätze für Pendler einfach(er) erreichbar sind.
Das Tram
So könnte/soll das St.Galler Tramnetz dereinst aussehen. Die Linien entsprechen heute ziemlich genau der Buslinie 3 (Bahnhof – Heiligkreuz) und Linie 1 (Stephanshorn – Winkeln)
Das Tram bietet sicherlich einige Vorteile gegenüber den Gelenksbussen. Allerdings ist es auf Schienen angewiesen. Kommt hinzu, dass es entweder einen Wendeplatz benötigt, oder in beide Fahrtrichtungen fahren können muss. Zusammen mit dem neu zu erstellenden Schienennetz, der Beschaffung neuer Trams und der teilweise notwendigen Eigentrassierung, müssen meiner Meinung nach deutlich grössere Vorteile als bisher erkennbar entstehen. Ansonsten scheint mir St.Galler Tram völlig jenseits.
Es sei denn, man blicke nach China und mache sich auch für St.Gallen Gedanken, über ein Tram, dass ohne Schienen auskommt
Neue Buslinien
Die VBSG plant mit einer Erweiterung der Linie 3 vom Heiligkreuz bis nach Wittenbach. Mit Oberleitungen versteht sich.
Auch in St.Georgen sollen die Autobusse durch Troleybusse mit neuen Oberleitungen ersetzt werden. Dafür fällt die Linie 11 nach Mörschwil weg, resp. soll durch Postautos „ersetzt“ werden.
Die genauen Beweggründe kenne ich nicht. Auffallend ist jedoch, dass kaum eine Strecke oder ein Quartier eine Aufwertung erhalten wird, sondern lediglich an den bestehenden Linien optimiert wird.
Hier würde ich mir die Thematik „zusätzliche ÖV-Hubs“ wünschen. Der Bahnhof St.Fiden scheint bereits verloren, der Bahnhof Winkeln jedoch in weiter Ferne.
Smartcity mit autonomen Fahrzeugen
Zum Schluss noch etwas zu den autonomen Bussen. Mit der SBB und der Post sind zwei der grössten Transportunternehmer bereits fleissig am Testen. Etwas anders machen es die Verkehrsbetriebe Fribourg (TPF). Die haben bereits eine eigene Linie in Betrieb genommen. Ob die VBSG bereits ähnliche Pläne hat, oder es den Grossen“ überlässt? Wir werden sehen.
Und sonst…
Da wären noch 3 Grossbaustellen, die in der Zukunft sicherlich auch zum ÖV Thema werden. Der Bahnhof St.Fiden hat heute so gut wie keine Anschlüsse an das VBSG-Netz. Mit der ufwertung soll sich das gemäss Stadt auch nicht ändern.
Der Uni-Neubau am Platztor wird durch die Linie 3 erschlossen. Allerdings entsteht in unmittelbarer Nähe mit dem UG25 auch ein sehr grosszügig dimensioniertes Parkhaus. Wer da die Nase vorne hat?
Und nicht zuletzt der Bahnhof Nord, der zwar unmittelbar an die Geleise angrenzt, aber im Süden, sprich über die Rosenbergstrasse (noch?) über keinen VBSG-Anschluss verfügt.
Unser Stadtrat Peter Jans und die VBSG haben in Zukunft einiges zu tun. Hoffen wir, dass wir den autmobilen Pendlerverkehr sinnvoll reduzieren und die Zahl der Fahrgäste wieder steigern können
Die Quellen und weiterführende Infos findet ihr auf meiner ÖV/Tram Seite
Letztes Jahr waren gemäss Eigenmann die E-Bikes „schuld“ am Rückgang der öV-Passagiere.