Busdepot – Notbremse ziehen?

Es ist mittlerweile Usanz, dass man vom neuen Busdepot spricht. Eigentlich sollen aber gemäss der Vorlage für den Studienauftrag und den Projektkredit nicht nur die VBSG mit ihren Bussen dort einziehen, sondern auch die Werkstätten und Büroräume der Direktion Technische Betriebe sollen in dem Gebäude zentralisiert werden. Das relativiert ein Stück weit die Dimensionen und die Kosten und scheint mir für die Diskussion nicht ganz unerheblich.

Heute hat mich das Tagblatt aber aufgeschreckt. Es geht mir dabei nicht um den Erwerb der Liegenschaften die an das Grundstück für den Neubau angrenzen, sondern um den eigentlichen Neubau selber und um das Aufpuschen des städtischen Bauvorhaben

Der Erwerb der angrenzenden Liegenschaft sehe ich wie Markus Buschor. Ich erachte es als richtig, wenn die Stadt Grundstücke „zurückerwirbt“ und im Baurecht wieder abgibt, sprich aktive Liegenschaftspolitik betreibt.

Nun aber zum eigentlichen Inhalt des Tagblattberichtes:

Verzögerungen bringen auch immer mehr Kosten mit sich. Reicht der Planungskredit von 2,5 Millionen Franken? Nein, der reicht nicht, sagt Buschor. Um wie viel die Kosten steigen, kann er nicht sagen. Das werde derzeit geklärt und dann dem Stadtparlament in der Vorlage unterbreitet.

St.Galler Tagblatt vom 13.1.2023

Dazu dieser Auszug aus der Vorlage des Stadtparlamentes vom 20. November 2018

Quelle: Verpflichtungskredit für einen Studienauftrag mit Vorprojekt

Die Baukosten selber wurden in der Vorlage (also noch ohne die Ergebnisse aus dem Studienauftrag und Vorprojekt) auf 99 Millionen +/- 20% geschätzt. Die Stadt hat also noch „Luft nach Oben“ wenn es um die besagten 100 Millionen geht. Auch da bleibt Markus Buschor transparent:

Reichen die geschätzten 100 Millionen Franken für das Betriebsgebäude? «Wir sind unterwegs und ermitteln die Baukosten», sagt Buschor. Die Kosten für das Betriebsdepotgebäude fallen höher aus als geplant. Auch die Baukosten seien Thema in der Vorlage des Stadtparlaments.

Im Sommer 2020 konnte der Stadtrat dann das Siegerprojekt «Auf Schönenwegen» der Öffentlichkeit präsentieren. Das Siegerprojekt dient seither als Grundlage für eine genauere Berechnung der Kosten. Dies hat sich jetzt leider verzögert und anstelle von 2021 wird es jetzt 2023 bis das Stadtparlament die Vorlage erhält, die dann letztlich auch der Stimmbevölkerung vorgelegt werden muss.

Visualisierung Siegerprojekt „Auf Schönenwegen“

Kommt noch die Diskussion um den Standort selber. Markus Buschor hält dazu fest:

Für Markus Buschor steht der Standort des neuen Betriebsdepots nicht zur Debatte. Das wäre demokratisch nicht korrekt, sagt er. Das Parlament habe vor vier Jahren den Planungskredit gesprochen für den Architekturwettbewerb und die Ausarbeitung eines Vorprojektes an diesem Ort. Man könne nicht einfach diesen demokratischen Auftrag übergehen und das Projekt umsiedeln.

St.Galler Tagblatt vom 13.1.2023

Mein Fazit zum Artikel im St.Galler Tagblatt:

Viel heisse Luft um ein grosses und breit diskutiertes Projekt. Ja, Standort, Dimensionen und Kosten sind ein grosses Thema und ich bin definitiv kein Freund des Vorhabens als Ganzes. Es gilt aber festzuhalten, das neue Betriebsgebäude wurde mit dem Segen des Stadtparlamentes in Angriff genommen. Dabei ist es jetzt zu Verzögerungen gekommen und bei den Kosten für den Studienauftrag und das Vorprojekt schiesst man über den bewilligten Kredit hinaus. Die Kosten für das Bauprojekt selber kennen wir noch nicht. Ob die eingeplanten 99 Millionen +/- 20% letztlich ausreichen werden, ist noch nicht bekannt. Sobald all das vorliegt, kommen die Komissionen und das Stadtparlament zu Wort und am Ende die Stimmbevölkerung. Alles korrekt wenn auch nicht ganz optimal.

Auch wenn ich persönlich die ganze Sache sehr kritisch sehe, erachte ich es als falsch, hier mittels eines Zeitungsartikels zu versuchen gegen das Vorhaben Stimmung zu machen. Wir tun gut daran, die Ausarbeitung abzuwarten und dann das Vorhaben kritisch zu hinterfragen. Denn das was bis jetzt gelaufen ist, war alles legitim und korrekt. Egal ob das letztlich dem Tagblatt, dem HEV oder anderen Kritikern gefällt oder nicht.
Ich erwarte von unserem Monopol-Medium mehr Objektivität und Sachlichkeit. Es zeigt sich immer mehr, dass man auf der Redaktion gerne mal um ein Gerücht herum eine Story aufbauscht, von der am ENde nicht mehr viel übrig bleibt.

Und wer mir jetzt das selbe Verhalten vorwirft, der kennt die Unterschiede zwischen einem Blog und einer Zeitung nicht 😉 Aber das muss man ja auch nicht immer alles so genau und ernst nehen in der heutigen Zeit. Interpretationsspielraum, Gerüchte und Andeutungen reichen ja aus um die Kommentarspalten zu füllen….