Gründenmoos, Homöopathie und die Stadt

Homöopathie ist es, wenn man einen Wirkstoff auf ein Etikett schreibt, der rein mathematisch gesehen aufgrund zu starker Ver(dünnung)wässerung gar nicht mehr vorhanden ist. Und so verhält es sich auch mit den Äusserungen der Stadt, wenn es um die Sportvision Ost oder Olympiapark, oder dem Ostschweizer Magglingen im Gründenmoos geht. Die 3 Bezeichnungen kursieren in der Politik und der Bevölkerung, meinen aber eigentlich alles das Selbe.

Was ist passiert? Eigentlich nichts, ausser dass die Kantonsregierung eine Interpellation Die Mitte-EVP-Fraktion beantwortet hat. Fragen, die auch im Stadtparlament in ähnlicher Form und in unterschiedlichen Vorstössen gestellt wurden. (Hier und Hier )

Die Kantonsregierung klärt einige wichtige Punkte aus Sicht des Kantons, der letzlich Auftraggeber für die Sportvision Ost war und ist:

Die Regierung hat sichmit dem Vorhaben«Sportvision Ost» im Rahmen von zwei Klausur-tagungen am 8. Dezember 2021 und am 2. März 2022 auseinandergesetzt. Dabei hat sie zum einen das Potenzial von «Sportvision Ost» im Sinn eines Netzwerks für den Aufbau eines Swiss Olympic Clusters in der Ostschweiz erkannt.

Schriftliche Antwort der Regierung vom 8. November 2022

Das interessante an der Antwort ist, dass die Stadt mit keinem Wort erwähnt wird. Eigentlich noch nicht einmal zwischen den Zeilen. Einzige Ausnahme ist diese Aussage:

Der Klärungsbedarf betrifft dort nebst den zentralen finanziellen und organisatorischen Aspekten unter anderem auchdieBereiche Verkehrserschliessung, Wasserbau und Raum-planung

Schriftliche Antwort der Regierung vom 8. November 2022

Hier dürfte die Stadt mitreden können. Wie weit dieses Mitspracherecht gehen wird, muss ich offen lassen. Wenn ich mir aber kantonale Projekte auf Stadtgebiet aus der Vergangenheit anschaue, dann wird die Stadt eher Auftragsempfänger als Mitentscheider sein. Beispiel sind der Bahnhof Nord oder auch der Uni Campus am Platztor.

Was hat das jetzt mit Homöopathie zu tun?

Sehr viel, denn der Stadtrat schreibt Inhalte auf das Etikett „Sportvision Ost“, die darin eigentlich gar nicht enthalten sind. Die Antworten im Stadtparlament auf ähnliche Fragen wie im Kantonsparlament weichen fundamental voneinander ab, wie ich hier gern ausführe

Ich empfehle das 10 min Votum von Matthias Gabathuler im Stadtparlament vom 24.5.2022

Für die Phase 2, die eigentliche technische Machbarkeit (gemäss Kantonsregierung) hat gemäss Matthias Gabathuler die Stadt und die Gemeinde Gaiserwald (ab 1:30 min) die Sportfeld AG (Das ist die Betreibergesellschaft des heutigen Gründenmoos) beauftragt, die technische Machbarkeit über den gesamten Perimeter zu prüfen und daraus das Detailkonzept zu formulieren. Wichtig ist hier, die Sportfeld AG ist nicht der Partner des Kantons, das ist der Verein Netzwerksport, Der Verein war Auftragsempfänger der Machbarkeitsstudie seitens Kanton und nicht die Sportfeld AG, die im Gründenmoos die Tennisanlage betreut.

Hat sich Stadtrat Matthias Gabathuler hier nicht korrekt ausgedrückt, oder laufen da tatsächlich parallele Aufträge? Der Kanton arbeit mit dem Verein Netzwerk Sport und die Stadt mit der Sportvision Ost? Und welche Rolle spielt Gaiserwald? Welche Rolle spielen zum Beispiel Gossau oder Herisau?

Weiter spricht Matthias Gabathuler (ab 2:20 min) an, dass die Stadt in Gesprächen mit den Exekutiven der umliegenden Gemeinden (Wer ausser Gaiserwald ist da noch im Boot?) bis hin ins Appenzellische und in den Thurgau steht. Auch hier besteht eine grosse Unsicherheit. Wer spricht jetzt mit den allenfalls betroffenen Exekutiven? Die Stadt oder der Kanton?

Matthias Gabathuler durfte das Projekt (welches ist jetzt gemeint? Die „Sportvision Ost“ (Da ist der Kanton im Lead) oder der Swiss Olympic Cluster (Da sind Bund und Kanton im Lead) den über 40 Gemeinden der Regio Ost vorstellen durfte? (ab 2:50 min)

Die selbstgeäusserte Hoffnung (ab 4:20 min) für nicht noch mehr Verwirrung gesorgt zu haben, dürfte sich erledigt haben. Die Verwirrung ist perfekt.

Später beantwortet Stadtrat Matthias Gabathuler die Fragen des Stadtparlamentes. Gelich bei der ersten Antwort auf eine Frage von Herr Dudli sinngemäss: Wenn ich sage wir, dann ist das die Stadt mit dem Sportamt, die sehr stark in Verbindung mit der Sportfeld AG und den umliegenden Gemeinden steht.

„Der Kanton wird sich auch beteiligen, soweit möglich an Baukosten aber erst nach der Formulierung der planerischen Rahmenbedingungen“ (ab 5:20) Er spricht auch an, dass die Stadt womöglich einen Kostenbeitrag leisten muss, kann aber noch nicht sagen, wie die aussehen könnte und legt die Hauptlast den Privaten auf die Schulter.

Zusammenfassung

• Es gibt wiedersprüchliche Aussagen zum Gründenmoos. Die Stadt vermittelt den Eindruck, sie sei hier im Lead, während der Kanton sagt, nein, er sei verantwortlich für das Gründenmoos und die Sportvision Ost. Ob das zielführend ist?
• Dann gibt es unterschiedliche Aussagen, wer wie beteiligt ist. Gemeinden, 3 Kantone, der Bund, der Verein Netzwerksport, die Sportfeld AG und Private Investoren. Bin gespannt, wer hier für Aufklärung sorgen wird
• Die Stadt vermittelt in ihren Antworten und dem Gemeindesportanlagenkonzept den Eindruck, das Gründenmoos trage massgeblich zur Entspannung des städtischen Defizit bei den Sportflächen bei.
  Das ist mein Hauptproblem. Hier wird der städtischen Bevölkerung etwas versprochen, das die Stadt so vermutlich nicht halten kann.

Nein, ich bin absolut kein Gegner eines Magglingen Ostschweiz. Ganz im Gegenteil! Ich befürworte das Vorhaben als Ganzes absolut!
Und genau deshalb bin ich derart kritisch. Ich will, dass das Projekt zum Fliegen kommt. Das gelingt aber nur sinnvoll und effizient, wenn alle am selben Strick ziehen. Genau das passiert aber nicht. Stadt und Kanton können sich nach Aussen hin ja nicht einmal einigen, wer denn jetzt treibende Feder ist. Ich kann es euch verraten. Es ist keiner. Es ist der Verein Netzwerk Sport und niemand anders. (Kann man gut finden, bringt aber auch Probleme mit sich). So sieht der Verein das Gründenmoos in Zukunft:

Kleiner Anhang

Wo genau soll denn nun das Gründenmoos Entlastung für den Schul- und Breitensport bringen? Dazu gibt das GESAK Auskunft: