Passerelle Steinachstrasse – nicht zu Ende gedacht

Am Dienstag 12.9.2023 kommt eine neue Velo-Vorlage ins Stadtparlament. Wichtig für mich, wie viel Velo steckt da tatsächlich drin und bringt die Passerelle das was sie verspricht?

Es handelt sich hier nicht um das eigentliche Bauprojekt sondern um eine Kredit für die Projektierung von rund 500’000 CHF. Die gesamte Passerelle (Bauprojekt) wird mit rund 6 Mio. veranschlagt. Baustart wäre frühestens 2026

Grundsätzlich habe ich wenig bis gar nichts gegen das Bauprojekt, wenn man es isoliert betrachtet. Die Brücke gefällt mir optisch und die Linienführung hinter dem Athletikzentrum finde ich sogar sehr cool. Streiten kann man sich, ob der „Spurwechsel“ zwischen AZSG und Feuerwehr einen Umbau der Einfahrt Parkgarage gerechtfertigt ist oder nicht.

Was mich aber stört ist, dass seit dem Projektwettbewerb die Frohbergstrasse und die Kreuzung Frohbergstrasse/Steinachstrasse massiv ausgebaut hat.

Die neu ausgebaute Frohbergstrasse. Zuvor war das eine Einbahnstrasse und ein Abzweigen war nur in Richtung Zentrum möglich. Heute ist es ein voll ausgebauter Knoten mit Lichtsignalanlage in alle Richtungen

Die Situation unter der geplanten Passerelle hat sich verändert. Und zwar so, dass die Autobahnzufahrt neu von der Rorschacherstrasse via Frohbergstrasse signalisiert wurde. Autos von der Autobahn her können jetzt neu in beide Richtungen auf die Rorschacherstrasse fahren. Das Gleiche gilt auch umgekehrt. Das bringt Chancen für die Steinachstrasse, die vom Verkehr entlastet werden kann und zwar massiv (wenn man denn will). Wie das aussehen könnte hat Markus Tofalo ausgearbeitet

Die Kreuzung Steinachstrasse-Frohbergstrasse, die ebenfalls ausgebaut wurde

Hier würde ich es begrüssen, wenn man nochmals über die Bücher geht und nebst der Passerelle auch die Kreuzung mit einbezieht. Allenfalls macht es sogar Sinn hier die Passerelle neu zu denken.

Denn ein weiterer kurzfristiger Punkt ist, dass man den neuen Fuss- und Veloweg hinter der Olmahalle und den Schellenweg nicht mit einbezogen hat. Dieser endet ziemlich abrupt bei der Einfahrt in die Lindenstrasse. Hier gilt auch nach dem Bau der Passerelle der Weg vor der Olma-Arena, über die Sonnenstrasse hin zum Feuerwehrdepot. Insbesondere während OLMA und OFFA nicht ganz unproblematisch.

Die heutige Situation der Velovorzugsroute vom Heiligkreuz-Kolumbanstrasse her. Ein Anbindung und damit die Entschärfung der Veloroute an der Olmahalle vorbei ist nicht vorgesehen

Während man sich im westlichen Teil der Passerelle hin zur Museumstrasse Gedanken gemacht hat, endet die Passerelle auf dem Gelände des Kantonsspital ebenfalls sehr abrupt vor der heutigen Notfallstation. Wie Kreuzung Passerellenweg-Spitalstrasse gelöst wird, darüber schweigt sich die Vorlage aus.

Hier endet das Vorhaben Passerelle Steinachstrasse. Wie die Situation dort in Zukunft aussieht ist offen.

Fährt man dann weiter auf der Spitallstrasse muss man zwangsläufig an der Frauenklinik vorbei. Wer den Abschnitt kennt, der weiss, dort herrscht das blanke Parkplatzchaos. Die rechtwinklige Anordnung der Parkplätze sind derart gefährlich, dass sie auf eine Velovorzugsroute so eigentlich nicht gestattet sind. Wie man dort die Sicherheit gewährleisten will, auch darüber schweigt sich die Vorlage aus. Dies obwohl das der einzige Weg ist. Hier wäre der Stadtrat gut beraten, wenn er die Situation so rasch als möglich klärt. Für mich DAS Killerargument gegen die Verkehrsführung der Passerelle. Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb das nicht geklärt wurde.

Die zukünftige Velovorzugsroute führt an den Parkplätzen der Frauenklinik vorbei. Was hier geschieht ist nicht bekannt. Mit Wicherheit ist man hier auch auf das Kantonsspital angewiesen.

Die Idee, auf der 4m breiten Passerelle Fussgänger und Velos im Gegenverkehr zu mischen ist aus meiner Sicht ein NoGo. Es handelt sich um eine Velovorzugsroute (früher Veloschnellroute). Man muss davon ausgehen, dass sich hier Velos mit Tempo 30+ kreuzen. Da gibt es keinen Platz für Fussgänger, Kinderwagen, Rollstühle, Kleinkinder mit Scooter usw. Das ist für alle einfach zu gefährlich.
Die Tempodifferenz zwischen Zweiräder und Fussgänger beträgt hier gerne mal 30 km/h. Das ist mehr als in einer Begegnungszone zwischen Auto und Fussgänger und ist in etwa das Gleiche wie wenn Fussgänger sich in einer Tempo 30 Zone frei auf der Strasse bewegen.
Für mich ist klar, wenn Fussgänger und Velos gemischt werden, dann braucht es eine klare physische Trennung. Farbe reicht nicht! Die Konflikte sind vorprogrammiert, wären aber vermeidbar.

Die Stadt hat damit eigentlich ihrem ursprünglichen Plan, die Passerelle Steinachstrasse als Velobahn auszugestalten nicht wirklich berücksichtigt und macht stattdessen eine „Ausnahme“, die eher die Regel darstellt, wie andere Velobauten zeigen. Zumindest ist mir bislang kein Projekt bekannt, das eine „echte“ Velobahn vorsieht.

Nun habe ich mich aber auch gefragt, wie sieht es an der Steinachstrasse in näherer Zukunft aus? Die Stadtwerke und das VBSG-Depot sollen, wenn es nach dem Stadtrat geht ausziehen. Das Gelände wird also irgendwann frei, umgestaltet neu bebaut…

Geht es nach dem Stadtrat, dann wird hier durch den Neubau VBSG-Depot an der Zürcherstrasse Platz frei

Klar, das kann und wird noch ein paar Jahre dauern. Stellt sich die Frage, wie hoch ist der Druck für diese Passerelle. Aus meiner Sicht nicht sehr hoch. Da ist mir die Kreuzung der Splügenstrasse/Lindenstrasse ein viel grösserer Dorn im Auge.

Was mache ich jetzt am 12.9.2023 im Stadtparlament?

Ich werde die Vorlage ablehnen. Ich sehe zwar ein tolles bauliches/architektonisches Projekt, ich sehe aber keinen Zeitdruck und ich sehe, dass das Vorhaben nicht zu Ende gedacht ist. Da wäre so viel mehr Nutzen möglich und zwar für alle.

Gut möglich, dass ich aber am Ende einmal mehr als einziger Nein sage. Weil einem Gaul auf dem Velo steht schaut man nicht ins Maul (schon gar nicht wenn man Links-Grün versifft ist)