Gewalt in St.Gallen – zwischen Gefühlt und Tatsachen

Ich bin mir fast sicher, viele hier hatten insbesondere im letzten Herbst nach 2 Todesfällen durch Gewalteinwirkung in der Stadt ein ungutes Gefühl. Das Tagblatt titelte am 30. September 2021 dazu:

«Das ist besorgniserregend»: Polizei reagiert auf Zunahme von Gewaltdelikten in St.Gallen

St.Galler Tagblatt vom 30.9.2021

Auch andere Medien haben so oder ähnlich geschrieben. Im Tagblatt allerdings geschah das im Zusammenhang auf Nachfrage bei der Stadtpolizei. Jetzt, heute ein paar Monate später hat der Kanton St.Gallen die Kriminalstatistik 2021 herausgegeben. Ganz am Ende auf der letzten Seite findet man die Auflistung der Straftaten für die Stadt St.Gallen im Mehrjahresvergleich.

Und was stellt man fest? Die Zahlen für Gewaltdelikte sind praktisch alle tiefer als 2020. Die EIngangs erwähnten Todesfälle durch Gewalteinwirkung waren die beiden einzigen in der Stadt. Im Jahr 2020 waren es doppelt so viele! Ach die Straftaten „Schwere Körperverletzung“ sind zurückgegangen.

Quelle: Kriminalstatistik des Kantons St.Gallen, Seite 123

Deshalb auch diese kleine Schelte an die Stadtpolizei und die Medien. Es ist wichtig, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt sicher fühlen. Schwere Gewalttaten innerhalb eines relativ kurzen Zeitfensters sorgen nachvollziehbar für ein ungutes Gefühl und genau dann wäre es wichtig, dass man die Zahlen seriös aufarbeitet und nicht auch noch „gefühlsmässig“ antwortet.
Ich durfte das im 2021 sogar am eigenen Leib erfahren, da mir auch jemand eines „über den Schädel“ gezogen hatte. Es gibt ein Scheissgefühl, aber alleine davon sollte man sich nicht leiten lassen.

Es gab aufgrund der Zahlen nie einen Grund, mit steigenden Fallzahlen bei Gewaltdelikten auf „unsichere und gefährliche Stadt“ zu machen.