Olma-Abbruch – Gewinner und Verlierer
Nachdem jetzt klar ist, das für den Bau der 3. Röhre die Olma-Hallen 9 und 7 sowie die Arena weichen müssen, möchte ich ein paar Gedanken loswerden.
Ja, die Kommunikation insbesondere des ASTRA als Rädelsführer war grottenschlecht. Es wurde zwar an einer öffentlichen Infoveranstaltung 2019 schon mal durch die Blume angetönt, dass es soweit kommen könnte, aber so richtig bewusst war es niemandem. Dass dann während der Olma-Rettungsaktion auch Stadt, Kanton und Olma nicht mit offenen Karten gespielt haben, ist aus meiner Sicht auch keine kommunikative Glanzleistung. Geändert aber hätte sich nichts. Ergo tempi passati.
Nun wurde uns versichert, dass der Bund die Olma-Messen schadlos halten wird. Sprich, dass Kässeli der 3. Röhre hält genügend Geld bereit um den Rückbau des betroffenen Olma-Areals, die notwendigen Provisorien und Neubauten zu finanzieren. Angesichts der immer noch angespannten finanziellen Situation bei den Olma-Messen geht das auch nicht anders. Für die Olma-Messen ist das vermutlich sogar eine Riesenchance. Sie bekommt mindestens eine neue Halle, die besser in das zukünftige Konzept passen wird als die Hallen 7 und 9. Ich behaupte sogar, die Olma-Messen sind die Gewinner in diesem Spiel.
Nur sitzen ganz viele Spieler am Tisch. Es gibt eine ziemlich komplizierte Spielanweisung und verzwickte Regeln bei „Engpassbeseitigung“. Und wo Gewinner sind gibt es meist auch Verlierer. Es sei denn man spielt auf Niveau Kindergarten wo niemand verliert 😉
Beginnen wir mal bei den Teilnehmern: Da sind Bund, die beiden Kantone Appenzell Ausserhoden und St.Gallen, die Stadt St.Gallen, die Gemeinde Teufen, die Olma-Messen und ganz viele Menschen.
Dann ist da das Spielfeld. Das erstreckt sich vom Sitterviadukt bis ins Neudorf und vom Rosenberg hoch bis in die Liebegg auf Appenzeller-Boden. Ein grosser Teil liegt unterirdisch aber es wird auch oberirdisch gespielt. So wie eben auf dem Olmagelände oder am Güterbahnhof. Das Spielzentrum liegt definitv in der Stadt St.Gallen. Die Stadt ist auch Gastgeber für die Spielrunde. Sie sorgt für die Verpflegung und Getränke und stellt die Spielräumlichkeiten zur Verfügung. Mörschwil betrachte ich jetzt mal als Balkon für die Raucher 😉
Die Spielchips sind noch nicht ausgeteilt, da existieren erst ein paar grobe Gedanken. Insbesondere die kleineren Spieler wissen noch nicht, wie viel Spielgeld sie bekommen und wieviel sie selber einbringen müssen. Ganz grob sieht es heute so aus. Der Bund hat Geld für die 3. Röhre, den Anschluss Güterbahnhof und wie Anfangs erwähnt für das Olma-Gelände. Der Kanton St.Gallen übernimmt ab dem Anschluss Güterbahnhof den Liebeggtunnel. Was die Stadt und der Kanton Appenzell Ausserhoden oder gar die Gemeinde Teufen beisteuern müssen ist unbekannt. Ebenso unbekannt ist, was die Stadt als Gastgeber zusätzlich tragen muss.
Ihr seht vermutlich jetzt schon, das ist kein einfaches Spiel, bei dem einfach ein paar Linien eingezeichnet wurden auf denen man herumfährt. Es ist ziemlich verzwickt und die Spielregeln können sich auch noch verändern.
Nächstes Jahr zum Beispiel. Da darf die Schweizer Stimmbevölkerung entscheiden, ob das Spiel überhaupt stattfindet. Ein paar Monate später wird es voraussichtlich mindestens eine weitere Abstimmung geben. Da lässt man uns aber noch immer im Unklaren. Darf die Stadt abstimmen und wie lautete die Abstimmungsfrage? Gibt es allenfalls sogar eine Abstimmung im Kanton St.Gallen und wie lautet dort die Frage? Was dürfen die Gemeinde Teufen und der Kanton Appenzell Ausserhoden dazu sagen? Wir wissen noch nichts Genaues. Je nach dem könnte sich dadurch sogar das SPielfeld noch verändern. Es ist nicht auszuschliessen, dass der Bund findet, wenn da Spieler ihr Veto einlegen, dann verzichtet er auf den Anschluss Güterbahnhof und konzentriert sich auf die 3. Röhre. Damit wäre wahrscheinlich auch der Liebeggtunnel vom Tisch.
Bleiben wir aber mal auf dem Spielfeld wie es jetzt gezeichnet ist und bei den Teilnehmern wie sie eingeplant sind. Hier interessiert mich in erster Linie, was vom Gastgeber erwartet wird. Wer stellt sicher, das die ganze Peripherie für die Engpassbeseitigung rechtzeitig bereitsteht. Wer ist verantwortlich, dass vor, während und nach dem Bau (Spiel) niemand verdurstet oder verhungert? Will heissen, wer baut dort weiter wo der Bund und der Kanton aufhören? Beispiel: Verbreiterung der St.Leonhardsbrücke, Oberstrasse, Davidstrasse, Geltenwilerstrasse, Sonnenstrasse, Steinachstrasse, Jägerstrasse, Parkstrasse …. Ob da der Bund auch so grosszügig ist und die Stadt schadlos halten wird? Tja, da werden wir nicht gefragt. Entweder wir lassen uns blind auf das Spiel ein oder wir ziehen uns zurück.
Bislang ist das Stadtparlament der Meinung, wir müssen uns zurückziehen um nicht zu viel zu verlieren. Der Stadtrat beharrt aber auf dem Standpunkt, dass wir am Ende die Gewinner sein werden. Angeblich sind wir sogar dann Gewinner, wenn wir viel mehr Geld einschiessen müssen als wir eigentlich ausgeben können. Wie viel das am Ende sein wird? Das weiss heute niemand und dennoch finden die als gemeinhin bekannten politischen Sparfüchse, wir müssen das machen. Schauen wir der (Olma-)Kuh möglichst tief in den Darmausgang, es wird schon nicht rauspflätschern.
Ja, das mit dem Spiel, den Regeln und den Spielern ist nicht durchdacht in diesem Text. ABer warum soll ich das zu Ende denken, wenn selbst die Spielerfinder noch keinen Plan haben?
Schöne OFFA zusammen