Der Kanton St.Gallen im Wilden-Westen

Der Kanton sitzt am Pokertisch, sein Blatt ist gut, die Gewinnchancen stehen bei 80:27. Ausgegeben hat die Karten das Kantonsparlament. Gegenüber sitzt die Stimmbevölkerung des Kantons St.Gallen. Sie lässt sich nichts anmerken, geschweige denn in die Karten blicken.
Der Einsatz ist hoch an diesem September-Wochenende in Saint City. Auf dem Tisch liegen 35 Millionen und 2000 bis 3000 Arbeitsplätze. Doch es geht nicht auf. Das Stimmvolk hat die besseren Karten, gewinnt und verlässt die Pokerrunde. Der Verlierer bleibt zurück und bestellt sich ein, zwei, drei Runden zum Trost. Der Schnapps macht sich breit und plötzlich, ein Gesitesblitz: „Komm, wir verkaufen einfach das Land der Nachbarranch, dann steht die Bevölkerung dumm da. Sie bekommt das Freudenhaus trotzdem, halt einfach nicht auf ihrem eigenen Land, das ihnen dann ja nicht mehr gehört, hahaha!

So oder ähnlich kommt es mir vor, wenn ich die Medienmitteilung des Kantons mit der Volksabstimmung und der Vorgeschichte verknüpfe und in den Wilden Westen übertrage.

Nun ist es aber so, dass es die Politik immer wieder schafft, Abstimmungsergebnisse frei zu interpretieren. Egal ob das Ergebnis passt oder nicht, man versucht sich in kreativer Wortdeutung und scheut sich auch nicht die „Neuauslegung“ als wahres Resultat zu deuten. EIn solches Beispiel wäre auch die Abstimmung Güterbahnhof. Aber eben, das ist Politik.

Jetzt aber zeigt sich einmal mehr, wie die Ratsmehrheit und der Kantonsrat das trotzige Kind spielen können. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat eine andere Pokerunde die Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) gewonnen. Was den Kanton aber nicht sonderlich stört. Er macht mehr oder weniger weiter wie bisher und will partout nicht eingestehen, dass er verloren hat.

Er schafft es aber auch, sich zum Sieger zu erklären, wenn er gar nicht mitspielt. So zum Beispiel an der Pokerrunde zum Bahnhof Nord. Dort hatte sich Saint City alle Mühe gegeben ein grosse Turnier zu organisieren und der Kanton taucht gar nicht erst auf, sondern lässt sich mit den Worten „Interessiert uns nicht, wir haben andere Pläne“ entschuldigen.

Übrigens, politische Pokerrunden enden jeweils alle 4 Jahre mit einem Showdown an den Wahlurnen