Der Velotunnel
Die Stadt soll eine durchgehende Veloverbindung von der Kreuzbleiche zum Hauptbahnhof erhalten. Vorgesehen ist ein Tunnel für Velofahrer und Fussgänger von der Reithalle zum Hotelneubau beim St.Leopard. Das tönt alles sehr gut und der meist gehörte Kritikpunkt sind wohl die Kosten. In der Summe kostet die Unterführung 8.6 Millonen. Nach Abzügen der Beiträge von Bund und Kanton bleiben 2.7 Millionen, die die Stadt tragen soll. Ein stolzer Preis, da sind sich viele einig. Ist er es auch wert? Ich habe mir einige Gedanken dazu gemacht.
Update: Ich wurde darauf hingewiesen (Danke Reto!) Dass ich bei den städtischen Kosten auch die Beiträge der VBSG und die Planungskosten noch dazunehmen muss.
Die Sache mit der Neugestaltung der Bushaltstelle Rosenbergstrasse
Man erinnert sich vielleicht. Die Bushaltestelle wurde vor nicht all zu langer Zeit neu saniert/gestaltet. Der Kredit dafür wurde im August 2020 gesprochen und bereits damals hatte ich nachgefragt, welchen Einfluss der Tunnel allenfalls auf die Sanierung hat. Mir wurde damals gleich mehrfach versichert, dass der Tunnel und die Bushaltestelle an einander vorbeikommen.
Es mag sein, dass der Tunnel, der im Tagbau erstellt wird haarscharf an der erst kürzlich vergossenen Betonplatte vorbeischrammt. Dafür bin ich zu wenig Fachmann. Aber es wird eng. Mögliche Hinweise, dass hier die Haltestelle doch nochmal angefasst werden muss, findet man aber in der Kostenaufstellung des Tunnels:
Es wurde mir zwar versichert, dass der Betrag von 240’000 CHF für die temporäre Verschiebung der Masten für die Oberleitungen) dazu sag ich jetzt nichts) eingesetzt werde. Als Bau-Laie bleibt mir nichts anderes übrig, als den Aussagen der Verwaltung zu glauben.
Die Sache mit dem Zugang Bahnhof
Wie man auf dem Bild gut erkennen kann, kommt der Eingang zum Tunnel sehr nahe das neue Hotel heran. In der Zwischenzeit sind die Untergeschosse des Hotels bereits betoniert und ich weiss nicht, wie sich das auf den Eingang auswirkt. Wurde beim Hotel bereits etwas miteinbezogen? Das wird eine Frage sein, die ich sicherlich in der Liegenschaftenkomission stellen werde. Zeitlich hat es aber einfach nicht gepasst, den Tunnel und den Hoteltiefbau koordiniert zu bauen. Das müssen wir einfach akzeptieren.
Infos zum Hotel Wisental findet ihr hier
Die Sache mit dem Lift
Im westlichen Ausgang ist ein Lift vorgesehen. Der Grund ist, dass die geplante Rampe minim zu steil ist (>6% Steigung) um die Vorschriften der Behindertengerechtigkeit zu erfüllen. Damit diese gesetzliche Anforderung erfüllt werden könnte, müsste die Rampe länger werden. Der Platz dafür ist zwar vorhanden, aber dann wird die Rampe länger, was auch nicht unbedingt angenehm ist. Um das zu umgehen, hat man sich für einen Lift entschieden. Dieser kostet zwar nicht die Welt (60’000 CHF), schlägt aber beim Unterhalt (15`000 CHF/Jahr) zu buche. Und wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, dass Lifte/Rolltreppen, die öffentlich zugänglich sind auch gerne mal unappetitlich oder defekt sein können.
Die Sache mit dem Aufgang Bushaltestelle
Der Wunsch, dass man vom Tunnel dirkt zur Bushaltestelle gelangt wurd mehrfach geäussert. Dazu wäre ein zweiter Lift mit den selben Nachteilen wie beim Ausgang West notwendig. Ich würde den Aufgang eigentlich auch begrüssen. Denn ohne den Zugang ändert sich oberirdisch praktisch nichts. Die Fussgängerstreifen und Lichtsignalanlagen werden weiterhin benötigt. Für den Auto- und Busverkehr ändert sich also nur sehr wenig.
Die Gesamtsicht
Der Tunnel ist ein wichtiges Puzzle-Stück für die Velostadt. Er ermöglicht eine direkte Verbindung zwischen Kreuzbleiche und Bahnhof und ist damit Teil der nördlichen „Veloautobahn“. Soweit sieht das alles sehr gut aus. Die nächsten Knacknüsse aber stehen bereits vor der Türe. Da ist zum einen der Veloabschnitt bei der Fachhochschule hin zur Rosenbergstrasse, der bislang für Unverständnis sorgt und zum anderen die St.Leonhardsbrücke, die ja auch demnächst im Stadtparlament behandelt wird. Diese soll die Nord-Süd Verbindung sicherstellen. Dazu habe ich bereits einen Kommentar geschrieben.
Fazit
Es sieht irgendwie alles super aus. Ich sehe ganz viele Vorteile beim geplanten Tunnel. Ich sehe aber auch einige Nachteile. Ein Punkt für mich ist (man höre und staune), dass für den Autobahnzubringer und die VBSG keinerlei Verflüssigung entsteht. Das wird trotz der Unterführung plus minus so bleiben wie es ist. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Verkehrssituation als Ganzes anzuschauen, statt die Velofahrer und Fussgänger in den Untergrund zu verbannen? Mein Kollege Markus Tofalo hat da schon vor einiger Zeit, also eigentlich schon vor 6 Jahren, wie so oft, weiter gedacht:
Was mache ich nun? Mir ist die Velostadt ein Herzensanliegen und dennoch bleibe ich stets kritisch. Nur weil auf einer Vorlage Velo draufsteht sage ich nicht einfach ja. Das machen Andere 😉
Aber hier wird eine wichtige Velo-Lücke geschlossen. Dass der Tunnel letztlich nur ein Problem löst und alles andere so lässt wie es ist, das ist die Kröte, die ich schlucken werde.
Guten Tag Herr Baur
Erstmals vielen Dank für Ihren Blog, ich lese ihn schon seit mehreren Jahren sehr gerne aber unregelmässig. Schön beleuchten Sie immer wieder auch die Velosituation in der Stadt. Ich bin Velofahrer und wohne im Lachenquartier. Ich teile soweit ihre Beurteilung zum Velotunnel. Meine Veloroute in die Stadt ist aber eine völlig andere, ua. empfinde ich meine Route für Velofahrer viel sicherer und für alle Verkehrsteilnehmer am flüssigsten. Ohne Millionen zu investieren, könnte man diesen Weg noch sicherer/besser machen für Velofahrer. Und klar, der Tunnel wäre irgendwie auch ein Zeichen an die Velofahrer, … aber eben, da ist ja noch diese Kröte 🙂
Mein Veloweg:
Start Zürcherstrasse Höhe Waldau (oder Veloroute Burgweiherweg/Dürrenmattstrasse); Rechts abbiegen in die Turnerstrasse, überqueren der Burgstrasse weiter bis zur Zschokkestrasse; überqueren der Vonwilstrasse in Paradiesstrasse (heikelster Punkt, weil die Brücke über die Bahngleise die Sicht auf die Strasse versperrt); weiter die Paradiesstrasse runter bis Burgstrasse/St.Leonhardskirche; da gehts links vor der Kirche über den kurzen Kiesweg und dann rechts über die St.Leonhardsbrücke in die Innenstadt; oder direkt an den Bahnhof unter der St.Leonhardsbrücke durch an der Lokremise vorbei und dann zum Veloständer beim Gleis 7 neben der FH;
An den Bahnhof habe ich keine grosse Kreuzung mit viel Verkehr und grossen Fahrzeugen wie Lieferwagen oder Bussen, und ich habe auch kein einziges Lichtsignal welches ausbremst. Ich störe keine Fussgänger im Kreuzbleichepark. Auf der Paradiesstrasse hat es praktisch keinen Verkehr, auch gibt es bei der St.Leonhardsbrücke ja schon sowas wie ein Tunnel bzw. Velorampe. Lediglich in die Stadt gibt es bei der Kreuzung nach der St.Leonhardsbrücke/Polizeiposten ein Lichtsignal, danach gibt es freie Fahrt (mit sehr viel Rücksicht) durch die Stadt, die nächste heiklere Stelle ist dann erst wieder der Kreisel Spisertor.
Liebe Grüsse Martin Hächler
Vielen Dank, freut mich über (fast) jeden Kommentar und erst recht über jeden Leser und jede Leserin
Ich hoffe auch, dass ich so einen Einblick in die städtische Politik, Verkehrsfragen und was sonst noch so in der Stadt passiert geben kann.
Ich bin mir bewusst, dass ich hier nur meine persönliche Seite und Anliegen beleuchte. Das ist das Schöne an einem persönlichen Blog. Ich muss keine Zeitung sein.
Ich hoffe sie lesen weiterhin ab und zu mit und wie erwähnt, ich bin immer offen für Ideen, Korrekturen und Ergänzungen