Engpassbeseitigung – Muss Eis kurz brechen

Ich hätte nicht gedacht, dass ich so rasch wieder auf meinen Blog zurückgreifen muss (darf). Aber er ist halt schon eine Plattform, auf der ich meine Gedanken festhalten und anderen zugänglich machen kann.

Tja, diese (verfluchte) Engpassbeseitigung oder besser der Zubringer Güterbahnhof. Vor wenigen Tagen hat das UVEK im Auftrag des ASTRA rund 150 Liegenschaftsbesitzer über den Verlauf des Feldli-Tunnels von der bestehenden A1 zum geplanten Anschluss Güterbahnhof informiert.

Hier mein Ärger Nummer 1: Diese Information muss öffentlich sein! Denn es sind nicht alleine die Liegenschaftsbesitzer, die ein Interesse an dem Verlauf des Tunnels haben, sondern auch zukünftige Baurechtsnehmer, Investoren usw. denn die Stadt will ja nicht stehen bleiben. Und, wir alle sind Liegenschaftsbesitzer! Denn einige Parzellen gehören der Stadt und damit auch uns!

Und wie immer, wenn das ASTRA etwas zum Projekt publiziert, knallen die Korken bei den Befürwortern des Autobahnwahnsinns. Aber wieso kanllen die Knorken? Weil man dem ASTRA blind hinterher rennt und nichteinmal im Ansatz etwas hinterfragt. So staatsgläubig sind bürgerliche Politiker sonst eher selten. Aber klar, wenn es einem passt, dann fragt man nicht nach. Nennt sich übrigens Ideologie 😉

Damit zum Ärger Nummer 2
Beim Anschluss Güterbahnhof wird uns weiss gemacht, dass er alle Verkehrsprobleme in unserem engen Tal lösen wird (zusammen mit der mehrheitlich unbestrittenen 3. Röhre). All die Argumente, die vorgebracht werden, haben aber ein Problem. Sie sind nicht nachprüfbar und damit im Bereich von Wahrsagerei anzusiedeln. Dabei wäre das gar nicht nötig, wenn uns das ASTRA diese Vorhersagen überprüfen lassen würde oder aktiv Aufklärungsarbeit leisten würde. (Ich bin mir bewusst, dass der Schuss für einen Gegner wie mich nach hinten losgehen könnte)

Wenn wir zum Beispiel die ASTRA-Aussage „85 Prozent der Autofahrten auf der Autobahn starten und/oder enden im Stadtgebiet.“ (Quelle: ASTRA) nehmen. Dann stelle ich fest, dass hier jemand die Seite so mangepasst hat, dass jetzt sowohl ein UND als auch ein ODER möglich ist. Das kann man so nicht einfach stehen lassen, denn es macht einen Riesenunterschied! Zudem lassen eigene Recherchen ziemliche Zweifel aufkommen.

Ärger Nummer 3
Im Mai 2022 wurde uns vom Stadtrat versprochen, dass die Verkehrsdaten, die dem gesamten Projekt zu Grunde liegen sollen, bis Ende 2022 öffentlich sein werden:

Die Ergebnisse dieser Planungsphase und damit auch die aktualisierten Verkehrsmodelle werden voraussichtlich Ende 2022 veröffentlicht und kommunizier

Quelle: Interpellation glp/jgpl-Fraktion: Verkehrserhebung und Modellierung Engpassbeseitigung

Wir schreiben jetzt August 2023 und es gibt dazu noch nichts. Klar, die Mühlen mahlen langsam und trotzdem wird fleissig weitergeplant und Tatsachen geschaffen. Das ist nicht nur unseriös sondern eine Verarschung der kritischen Bevölkerung. Es wirft auch die Fragen auf: Existieren diese Daten wirklich? Falls ja, will man uns diese einfach nicht zeigen und wenn ja, warum nicht?
Ich war übrigens nicht untätig in dieser Frage. Nebst meinen eigenen Auswertungen mit TomTom Daten habe ich selbstverständlich beim ASTRA direkt nachgefragt

Ärger Nummer 4
Wir leben im Jahr 2023. Da gibt es einige Möglichkeiten, Verkehrsmodelle und Szenarien auch visuell aufzuarbeiten. Man kann sie heute auch problemlos mit einer Künstlichen Intelligenz berechnen lassen. Optimistische Rechnungen genau so wie pessimistische Prognosen. Und das auf einem grösseren Perimeter. Ich befürchte aber, dass die Datengrundlagen aufgrund von statischen Verkehrszählungen nicht austeichend sind. Angesichts der Grössenordnung des Bauvorhabens (Teurer als die 2. Gotthardröhre!?) erwarte ich eine umfangreiche Auswertung der Verkehrsströme. Dazu muss man halt etwas Geld investieren. Wie wäre es mit 1 bis 2 Promille der Gesamtkosten um die Grundlagen dem digitalen Zeitalter anzupassen? 1 bis 2 Promille von 1300 Millionen wären übrigens 1 bis 2 Millionen. Nicht so abwegig oder?

Es gibt also keinen Grund die Korken knallen zu lassen. Denn die Arbeits- und Vorgehensweise sowie die Informationspolitik der zuständigen Behörden (Bund, Kanton und Stadt) sind aus meiner Sicht unter aller Sau und ich werden den Verdacht nicht los, dass hier gar nicht soviel für einen Anschluss spricht, wie uns weisgemacht werden soll. Das müsste auch den bürgerlichen Kreisen mehr als nur zu denken geben.

Und nun zum letzte Ärger, den ich bereits einmal kurzverbloggt habe und der in der ganzen Geschichte in der Öffentlichkeit noch nicht wirklich thematisiert wurde. Angenommen das Projekt wird durchgezogen, dann ist der Autobahnausbau auf Stadtgebiet noch nicht fertig! Das ATSRA hat bereits mit der Planung für einen Ausbau zwischen St.Gallen Neudorf und Mörschwil aufgenommen. Das kann man nachlesen und es existieren sogar erste Schätzungen!

Quelle: Weiterentwicklung des Nationalstrassennetzes

Es geht also weiter mit dem Autobahnausbau und das darf man ruhig auch mal ganz laut sagen! So, der See ist wieder zugefroren!