VBSG – Die Quittung für eine nicht geführte Diskussion
Kein Wiederstand im Stadtparlament und 2 glasklare Abstimmungen haben dazu geführt, dass wir zwar saubere Busse kaufen konnten, die jetzt aber aufgrund von Einsprachen nur begrenzt eingesetzt werden können.
Es mag jetzt überheblich tönen, aber ich hatte vor der Beschaffung der ersten Tranche mehrfach vor den Oberleitungen gewarnt. Kommt noch dazu, dass das Stimmvolk vermutlich an der Nase herumgeführt wurde. Dies, weil die dazu notwendigen neuen Gleichrichteranlagen für 4 Millionen nicht Bestandteil der Abstimmung waren
Alles zusammen wirft Fragen auf. Fragen zur Stratgie der VBSG, Fragen zur Kommunikation und Fragen zum Verhältnis der Dienststelle und dem Stadtrat.
Zur Strategie:
Die VBSG hat vor der Beschaffung der ersten Tranche der neuen Busse klar gemacht, dass Oberleitungen für das Laden der Batterien nicht zur Diskussion stehen. Obwohl es Alternativen gibt, die Busse auch anders zu laden. Letzen Endes hat sich die VBSG durchgesetzt, weil sie auf die Endlos-Linien wie Wittenbach-Abtwil gesetzt hat.
Zur Kommunikation:
Die Vorbehalte, dass Oberleitungen unflexibel sind und (man denke an Umleitungen, Baustellen und Anlässe wie CSIO und Open Air) die über Strassen bedient werden, die über keine Oberleitungen verfügen, wurden klein geredet, respektive im Vorfeld der ersten Abstimmung gar nicht erwähnt
VBSG vs. Stadtrat
Die Reaktionen im Statparlament, als plötzlich zusätzlich zur Beschaffung auch noch neue Gleichrichterinstallationen für 4 Millionen hinzukamen waren für mich sehr erhellend. Auch sonst hört man vom verantwortlichen Stadtrat so gut wie gar nichts, wenn es um die VBSG geht.
Aber egal, die Quittung haben wir jetzt vorerst bekommen. Die Oberleitungen sind durch Einsprachen blockiert, die Busse bestellt und die Notlösung Dieselbusse hindert uns vorläufig an der Umsetzung der Klimaziele.
Da verorte ich das Problem nicht wie Luca Ghiselli in seinem Kommentar alleine bei den Einsprechern, sondern eben bei der Dienststelle VBSG. Mir graut davor, mit unseren Verkehrsbetrieben ein Generationenprojekt „Tram“ in Angriff zu nehmen.
Noch ein kleiner Nebenschauplatz
Gestern durfte ich in einem der neuen Busse platz nehmen. Neben mir nahmen 2 ältere Damen im 4er Abteil platz obwohl der Bus praktisch leer war. Der Grund, praktisch alle Sitze liegen erhöht, man muss einen ziemlich grossen Schritt machen um sich hinsetzen zu können. Einzige Ausnahme sind zwei 4er Sitzugruppen ganz vorne und ganz hinten. Die sind ebenerdig und somit auch für ältere Menschen unproblemtisch.
Das fällt den meisten, genau wie mir, nicht so auf, ist aber eine unschöne Tatsache, die man beim Kauf etwas mehr berücksichtigen müsste.
Die andere Alternativen wären Opportunity (Bern, Biel, Schaffhausen) oder Flash Charging (Genf) gewesen. OPP wäre die flexiblere Lösung, aber auch hier muss nach max. einem Kurs an der Endhaltestelle nachgeladen werden.
Weiter gibt es noch Depotlader, aber diese Fahrzeuge haben riesige Akkupacks (Umweltbilanz) und können (noch) nicht den ganzen Tag verkehren. Dies führt zu einem Mehrbedarf an Fahrzeugen. Alle Elektrobusse sind je nach Grösse des Akkus relativ unflexibel.
Trotzdem setzen andere Städte (z.B. Bern, Luzern, Vevey-Villeneuve oder Zürich) weiterhin auf Trolleybusse und bauen auch dort ihre Linien (mit und ohne neuen Oberleitungen) aus. Das Netz in La-Chaux-de-Fonds wird sogar reaktiviert.
Trolleybusse sind vor allem bei grossen 25m Fahrzeugen und langen Durchmesserlinien wie in St.Gallen am sinnvollsten. Auch als „Tramvorläufer“ ist es die beste Option.